Publikationen und kurze historische Übersicht
Die Entwicklungslinien der Organischen Chemie in Hamburg
Neuanfänge 1945 |
Historische Sammlung 2010 |
Auf diesen Seiten sollen die Literatur der Hamburger organischen Chemie zusammengestellt werden. Dazu müssen zunächst die selbstständig-publizierenden Personen in ihrer jeweiligen organisatorischen Struktur dargelegt werden.
Der heutige Fachbereich Chemie der Universität ist aus dem Chemischen Staatsinstitut hervorgegangen, welches selbst bei der Gründung der Universität aus dem Chemischen Staatslaboratorium gebildet wurde. Letztes ist aus dem Chemischen Labor des Akademischen Gymnasiums entstanden.
Die Historie kann in 6 große Schritte geteilt werden:
1613-1837 | Akademisches Gymnasium, mit Chemie nur als kleinen Teil der Naturwissenschaften |
1837-1883 | Akademisches Gymnasium mit dem Fach Chemie, geprägt von Karl Wiebel |
1878-1921 | Chemisches Staatslaboratorium, geprägt von Ferdinand Wibel und Max Dennstedt |
1919-1945 | Chemisches Staatsinstitut an der Universität Hamburg, bis zum Ende des 2. Weltkrieges, geprägt von Paul Rabe, Heinrich Remy und Heinrich Schlubach Otto Stern war Leiter des eigenständigen Institutes für Physikalische Chemie |
1945-1969 | Chemisches Staatsinstitut an der Universität Hamburg, mit geprägt von Kurt Heyns und Heinrich Remy |
1969- | Fachbereich Chemie der Universität Hamburg, mit geprägt von Kurt Heyns, Reinhard Nast, Hansjörg Sinn und Wolf Walter |
Zunächst war die Chemie noch kein eigenständiges Lehrfach, sondern nur Teil der Naturwissenschaften. Joachim Jungius, Professor für Physik und Logik von 1629–1657, beschäftigte sich mit der Atomistik und trug damit zur Begründung der Chemie als Naturwissenschaft bei. In seiner Dissertation "Doxoscopiae Physicae Minores" verwarf er die vier Elemente des Altertums (Feuer, Erde, Luft und Wasser) und die drei der Alchemie (Quecksilber, Schwefel, Salz) und definierte chemische Elemente als einheitliche, nicht weiter zerlegbare Stoffe. Damit widersprach er auch der Idee der Alchemisten, Gold durch Umwandlung anderer Metalle zu gewinnen.
Mit der Berufung von Karl Wiebel wurde dann die Chemie ein eigenständiges Fach. Er hat nun auch ein chemisches Laboratorium aufgebaut, dass zunehmend neue Aufgaben bekam. 1878 wurde dieses Laboratorium des Akademischen Gymnasiums in das eigenständige Chemische Staatslaboratorium überführt. Das Gymnasium selbst wurde dann wenig später aufgelöst.
In den Anfangsphasen waren die Chemiker 'Allrounder', die sich um alle Gebiete der Chemie kümmerten. Dabei stand nicht die freie Forschung im Vordergrund ihrer Tätigkeit, sondern die Auftragsanalysen für die Stadtbehörden und Gerichte. Von ihren Forschungsthemen lassen sich Karl Wiebel und Ferdinand Wibel eher zur anorganischen, Max Dennstedt und Paul Rabe eher zur organischen Chemie zuordnen.
Die Leiter des Chemischen Staatslaboratoriums waren:
1878-1893 | Ferdinand Wibel |
1893 | Adolf Engelbrecht (vertretungsweise) |
1893-1910 | Max Dennstedt |
1911-1914 | Felix Voigtländer (vertretungsweise) |
1914-1921 | Paul Rabe |
Der offizielle Vorläufer der Universität Hamburg war das Kolonialinstitut (1908-1919). Hier war die Chemie zunächst gar nicht vertreten, da ihre wirtschaftliche Bedeutung für deutschen Kolonien als gering eingestuft wurde. 1914 wurde Paul Rabe auch Mitglied im Professorenrat des Kolonialinstituts und hielt dort Vorlesungen. Auch Bertha Bessmertny-Heimann, Ehrenstein, Gillmeister, Göhlich und Voigtländer wurden später ebenfalls an Veranstaltungen beteiligt. Am Allgemeinen Vorlesungswesen (1764-heute) war die Chemie seit der Zeit von Karl Wiebel, also auch während der Zeit des Kolonialinstituts, beteiligt.
Promotionen in Hamburg waren erst nach der Gründung der Universität möglich. Somit gibt es viele Schüler von Paul Rabe, aber keine offiziellen Schüler von Karl Wiebel, Ferdinand Wibel oder Max Dennstedt. Aber es scheint hier auch Vorläufer zu geben: Wissenschaftler, die in Hamburg geforscht haben und ihre Promotion dann in Göttingen oder Kiel vorgelegt haben.
So hat Ernst Brackebusch, ein Schüler von Ferdinand Wibel, in Göttingen, und Emil Sommer, ein Schüler von Max Dennstedt, in Kiel promoviert.
Das Chemisches Staatslaboratorium hatte neben seinen Bildungsauftrag auch Dienstleistung für die Behörden zu leisten. Mit der Gründung der Universität wurden diese Aufgaben klarer getrennt. Die Abteilungen/Institute des Chemische Staatsinstitut widmete sich der Forschung und Lehre, während ein neu gegründetes Untersuchungsamt die Dienstleistungen für die Behörden übernommen hat.
Die Leiter des Untersuchungsamtes vor 1945 waren:
1920-1922 | Felix Voigtländer (auch 1914-1922 genannt) |
1922-1928 | Wilhelm Göhlich |
1928-1929 | Richard Ehrenstein |
1931-1941 | Hans Schmalfuß |
Weitere wissenschaftliche Mitarbeiter waren u.a.: Elsbeth am Ende, Karl Gaertner, Rudolf Kraul, Kurt-Christian Scheel, Hans Werner.
I. Herschel und S. Lehmann waren technische Mitarbeiterinnen. Prof. Arnold Gillmeister war an Vorlesungen etc. beteiligt.
Die organische Chemie war in allen Zeiten deutlich biologisch orientiert. So gab es über viele Jahre ein gemeinsames Institut für Organische Chemie und Biochemie. Viele Schüler von Rabe begründeten neue Forschungsschwerpunkte. Hans Schmalfuß wurde der erster Leiter der Abteilung für Biochemie und war von seinen Forschungsthemen auch ein ausgeprägter Lebensmittelchemiker. Karl Kindler entwickelte die Pharmazie in Hamburg. Henry Albers hatte eine sehr biochemische Forschungsausrichtung.
Ernst Jantzen entwickelte die technische Chemie in Hamburg.
Einige Verwandtschaften-Beziehungen sind nenneswert. Obwohl der Nachname scheinbar unterschiedlich ist, ist Ferdinand Wibel der Sohn von Karl Wiebel. Einige Wissenschaflter haben den gleichen Namen, so dass Verwechslungen möglich sind. So gibt es einen Professor Jürgen Voß in der organischen Chemie und einen Doktoranden gleichen Namens in der Anorganischen Chemie. Einer der ersten Schüler von Paul Rabe hieß auch Paul Rabe. Dessen Doktorarbeit gibt aber keine Hinweise für mögliche Verwandschaftverhältnisse. Zumindest ist es kein Vater-Sohn Verhältnis.
Eine besonders lange Tradition hat die Kohlenhydrat-Forschung in der Hamburger organischen Chemie, die sich über eine wissenschaftliche Abstammungskette von der 6. Generation zurück auf Emil-Fischer zurückführen läßt:
Bernd Meyer & Volkmar Vill → Joachim Thiem → Hans Paulsen → Kurt Heyns → Emil Abderhalden → Emil Fischer.
Hier finden Sie Informationen über die Publikationen Hamburger Organiker, die am Chemischen Staatslaboratorium und/oder der Universität Hamburg gearbeitet haben bzw. sich hier habilitiert haben. Die Publikationenlisten enden jeweils mit dem Weggang aus Hamburg. Die Vorgeschichte vor der Hamburger Zeit wird jedoch mit angegeben.
Auch die Arbeitskreisleiter der Organomeereschemie (Brockmann, Francke, Hühnerfuss) werden hier aufgeführt.
Die Literaturzitate sind recherchiert, normiert und validiert. Es gibt also eine einheitliche Schreibweise der Journale und der Autoren. Im Orginal abgekürzte Vornamen werden - soweit bekannt - vervollständigt. Korrekturen und Ergänzung senden Sie bitte an V. Vill.(Publikationen"AT"chemie.uni-hamburg.de)