Publikationen und kurze historische Übersicht
Die Ursprünge der Anorganischen Chemie in Hamburg
Strukturanalyse 1955 |
[MeLi]4 |
Theoretische Berechnungen 2011 |
Die Historie kann in 6 große Schritte geteilt werden:
1613-1837 | Akademisches Gymnasium, mit Chemie nur als kleinem Teil der Naturwissenschaften |
1837-1883 | Akademisches Gymnasium mit dem Fach Chemie, geprägt von Karl Wiebel |
1878-1921 | Chemisches Staatslaboratorium, geprägt von Ferdinand Wibel und Max Dennstedt |
1919-1945 | Chemisches Staatsinstitut an der Universität Hamburg, bis zum Ende des 2. Weltkrieges, geprägt von Paul Rabe, Heinrich Remy und Heinrich Schlubach Otto Stern war Leiter des eigenständigen Institutes für Physikalische Chemie |
1945-1969 | Chemisches Staatsinstitut an der Universität Hamburg, mitgeprägt von Kurt Heyns und Heinrich Remy |
1969- | Fachbereich Chemie der Universität Hamburg, mitgeprägt von Kurt Heyns, Reinhard Nast, Hansjörg Sinn und Wolf Walter |
Zunächst war die Chemie noch kein eigenständiges Lehrfach, sondern nur Teil der Naturwissenschaften. Joachim Jungius, Professor für Physik und Logik von 1629–1657, beschäftigte sich mit der Atomistik und trug damit zur Begründung der Chemie als Naturwissenschaft bei. In seiner Dissertation "Doxoscopiae Physicae Minores" verwarf er die vier Elemente des Altertums (Feuer, Erde, Luft und Wasser) und die drei der Alchemie (Quecksilber, Schwefel, Salz) und definierte chemische Elemente als einheitliche, nicht weiter zerlegbare Stoffe. Damit widersprach er auch der Idee der Alchemisten, Gold durch Umwandlung anderer Metalle zu gewinnen.
Mit der Berufung von Karl Wiebel wurde dann die Chemie ein eigenständiges Fach. Er hat nun auch ein chemisches Laboratorium aufgebaut, dass zunehmend neue Aufgaben bekam. 1878 wurde dieses Laboratorium des Akademischen Gymnasiums in das eigenständige Chemische Staatslaboratorium überführt. Das Gymnasium selbst wurde dann wenig später aufgelöst.
In den Anfangsphasen waren die Chemiker 'Allrounder', die sich um alle Gebiete der Chemie kümmerten. Dabei stand nicht die freie Forschung im Vordergrund ihrer Tätigkeit, sondern die Auftragsanalysen für die Stadtbehörden und Gerichte.
Von ihren Forschungsthemen lassen sich Karl Wiebel und Ferdinand Wibel eher zur anorganischen, Max Dennstedt und Paul Rabe eher zur organischen Chemie zuordnen.
Die Leiter des Chemischen Staatslaboratoriums waren:
1878-1893 | Ferdinand Wibel |
1893 | Adolf Engelbrecht (vertretungsweise) |
1893-1910 | Max Dennstedt |
1911-1914 | Felix Voigtländer (vertretungsweise) |
1914-1921 | Paul Rabe |
Nach Gründung der Universität Hamburg wurde eine Abteilung für anorganische Chemie eingerichtet. Der erste Leiter, Fritz Paneth, blieb nur für 3 Jahre in der Gründungsphase in Hamburg. Geprägt wurde die Abteilung durch den Nachfolger Heinrich Remy.
Der offizielle Vorläufer der Universität Hamburg war das Kolonialinstitut (1908-1919). Hier war die Chemie zunächst gar nicht vertreten, da ihre wirtschaftliche Bedeutung für deutschen Kolonien als gering eingestuft wurde. 1914 wurde Paul Rabe auch Mitglied im Professorenrat des Kolonialinstituts und hielt dort Vorlesungen. Auch Bertha Bessmertny-Heimann, Ehrenstein, Gillmeister, Göhlich und Voigtländer wurden später ebenfalls an Veranstaltungen beteiligt. Am Allgemeinen Vorlesungswesen (1764-heute) war die Chemie seit der Zeit von Karl Wiebel, also auch während der Zeit des Kolonialinstituts, beteiligt.
Auch das Staatshüttenlaboratorium der Freien und Hansestadt Hamburg, ein international tätiges Labor für Schiedsanalysen von Erzen und Hüttenprodukten, das 1893 als Untereinheit der Hamburgischen Münze gegründet wurde, gehörte von 1984 bis 1991 dem Institut für anorganische und angewandte Chemie der Universität Hamburg an. Zum 1.9.1991 wurde es in das Institut für Angewandte Analytik (IFAA GmbH) Hamburg umgewandelt, das Mitte der Neunziger Jahre aufgelöst wurde.
Promotionen in Hamburg waren erst nach der Gründung der Universität möglich. Somit gibt es viele Schüler von Paul Rabe, aber keine offiziellen Schüler von Karl Wiebel, Ferdinand Wibel oder Max Dennstedt.
Aber es scheint hier auch Vorläufer zu geben: Wissenschaftler, die in Hamburg geforscht haben und ihre Promotion dann in Göttingen oder Kiel vorgelegt haben.
So hat Ernst Brackebusch, ein Schüler von Ferdinand Wibel, in Göttingen, und Emil Sommer, ein Schüler von Max Dennstedt, in Kiel promoviert.
Einige Verwandtschaften-Beziehungen sind nenneswert. Obwohl der Nachname scheinbar unterschiedlich ist, ist Ferdinand Wibel der Sohn von Karl Wiebel. Einige Wissenschaflter haben den gleichen Namen, so dass Verwechslungen möglich sind. So gibt es einen Professor Jürgen Voß in der organischen Chemie und einen Doktoranden gleichen Namens in der Anorganischen Chemie. Einer der ersten Schüler von Paul Rabe hieß auch Paul Rabe. Dessen Doktorarbeit gibt aber keine Hinweise für mögliche Verwandschaftverhältnisse. Zumindest ist es kein Vater-Sohn Verhältnis.
Es gab auch wichtige Entdeckungen in der Anorganischen Chemie in Hamburg - ausserhalb der Universität:
So entdeckte der Alchemist Hennig Brand um 1669 in Hamburg das chemische Element Phosphor. Eigentlich wollte es aus Urin den Stein der Weisen zu gewinnen und damit dann Gold machen.
Die Symbole für Urin, Feuer, Silber, die Quinta Essentia und Gold sind alte alchymistische Symbole, das Symbol für Phosphor entstammt Daltons Table of the Elements. (Text und Zeichnung: D. Rehder)]
In das gleiche Jahrhundert (1663?) fällt auch die Entdeckung des Cassius'schen Goldpurpurs, ein Farbpigment mit kolloidalem (=nano-strukturiertem) Gold, durch den Arzt Andreas Cassius, der später auch in Hamburg tätig war.
1846 entdeckte der Apotheker Georg Ludwig Ulex das Mineral Struvit bei Grabungen unter der Kirche St. Nikolai in Hamburg. Es wurde nach Heinrich Christoph Gottfried von Struve benannt.
Die Literaturzitate sind recherchiert, normiert und validiert. Es gibt also eine einheitliche Schreibweise der Journale und der Autoren. Im Orginal abgekürzte Vornamen werden - soweit bekannt - vervollständigt. Korrekturen und Ergänzung senden Sie bitte an V. Vill.(Publikationen"AT"chemie.uni-hamburg.de)