Veranstaltungen des Fachbereichs Chemie 2003 zum Jahr der Chemie
Hiermit möchten wir Sie recht herzlich zu unseren Veranstaltungen zum Jahr der Chemie einladen. Falls Sie uns noch nicht besucht haben, finden Sie hier eine Wegbeschreibung. Wir freuen uns auf Ihren Besuch. Beachten Sie bitte auch die Kurzbeschreibungen zu den Veranstaltungen am Ende der Seite.
15.04.2003 | Biologische Waffen Prof. Dr. Sucharit Bhakdi, Mainz Bundesstrasse 45, gr. Hörsaal des Instituts für Pharmazie, ab 19.30 Uhr (im Rahmen der Vortragsveranstaltungen der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft, Landesgruppe Hamburg, weitere Informationen) |
23.04.2003 | RNA-Welt Priv. Doz. Dr. Regine Willumeit, Abteilung für Biochemie und Molekularbiologie Martin-Luther-King-Platz 6, Hörsaal B, 18-20 Uhr (im Rahmen der Ringvorlesung "Chemie als Lebenswissenschaft") |
30.04.2003 | Lebensmittelallergien Prof. Dr. Dr. Hans Steinhart, Abteilung für Lebensmittelchemie Martin-Luther-King-Platz 6, Hörsaal B, 18-20 Uhr (im Rahmen der Ringvorlesung "Chemie als Lebenswissenschaft") |
07.05.2003 | Aptamere - ein altes Prinzip neu entdeckt Prof. Dr. Ulrich Hahn, Abteilung für Biochemie und Molekularbiologie Martin-Luther-King-Platz 6, Hörsaal B, 18-20 Uhr (im Rahmen der Ringvorlesung "Chemie als Lebenswissenschaft") |
14.05.2003 | Optische Pinzetten Dr. Marc Struhalla, Universität Leipzig Martin-Luther-King-Platz 6, Hörsaal B, 18-20 Uhr (im Rahmen der Ringvorlesung "Chemie als Lebenswissenschaft") |
21.05.2003 | TAG DER PHARMAZIE Martin-Luther-King-Platz 6, Hörsaal A, 13.30-19 Uhr Programm (PDF-Dokument) |
21.05.2003 | Angeborene Immunität Dr. Jörg Andrä, Forschungszentrum Borstel Martin-Luther-King-Platz 6, Hörsaal B, 18-20 Uhr (im Rahmen der Ringvorlesung "Chemie als Lebenswissenschaft") |
28.05.2003 | Metalle als Therapeutika in der Medizin Prof. Dr. Dieter Rehder, Institut für Anorganische und Angewandte Chemie Martin-Luther-King-Platz 6, Hörsaal B, 18-20 Uhr (im Rahmen der Ringvorlesung "Chemie als Lebenswissenschaft") |
04.06.2003 | Neue Wirkstoffe gegen Krebs:
Zwischen Hoffnung und Enttäuschung Priv. Doz. Dr. Conrad Kunick, Institut für Pharmazie Martin-Luther-King-Platz 6, Hörsaal B, 18-20 Uhr (im Rahmen der Ringvorlesung "Chemie als Lebenswissenschaft") |
05.06.2003 | Wasser - ein alltägliches Wunder !?
(Experimentalvortrag für Schülerinnen und Schüler) Dr. Gerhard Heywang, Bayer AG, Leverkusen Martin-Luther-King-Platz 6, Hörsaal A, 17 Uhr (im Rahmen der chemischen Kolloquien. Plakat als PDF-Dokument) |
18.06.2003 | Von Giftpflanzen und Rauschdrogen zum
Arzneimittel Prof. Dr. Elisabeth Stahl-Biskup, Institut für Pharmazie Martin-Luther-King-Platz 6, Hörsaal B, 18-20 Uhr (im Rahmen der Ringvorlesung "Chemie als Lebenswissenschaft") |
25.06.2003 | Was ist eigentlich oxidativer Stress? Prof. Dr. Hans-Jürgen Duchstein, Institut für Pharmazie Martin-Luther-King-Platz 6, Hörsaal B, 18-20 Uhr (im Rahmen der Ringvorlesung "Chemie als Lebenswissenschaft") |
26.06.2003 | Chemie 2003 - wir sind verliebt in dich
(Experimentalvortrag für Schülerinnen und Schüler Prof. Dr. Dr. h.c.mult. H.W. Roesky, Institut für Anorganische Chemie, Universität Göttingen Martin-Luther-King-Platz 6, Hörsaal A, 17 Uhr (im Rahmen der chemischen Kolloquien. Plakat als PDF-Dokument) |
02.07.2003 | Omega-3-Fettsäuren - Gesundheit aus dem Meer Dr. Frank Liebke, prakt. Arzt, Hamburg Martin-Luther-King-Platz 6, Hörsaal B, 18-20 Uhr (im Rahmen der Ringvorlesung "Chemie als Lebenswissenschaft") |
09.07.2003 | Neue Arzneimittel durch Gentechnik Prof. Dr. Peter Heisig, Institut für Pharmazie Martin-Luther-King-Platz 6, Hörsaal B, 18-20 Uhr (im Rahmen der Ringvorlesung "Chemie als Lebenswissenschaft") |
29.08.2003 | Chemie und Licht (Experimentalvortrag
für Schülerinnen und Schüler) Prof. Dr. Barbara Albert, Institut für Anorganische und Angewandte Chemie; Prof. Dr. Jürgen Janek, Universität Gießen Martin-Luther-King-Platz 6, Hörsaal A, 15-17.30 Uhr |
20.09.2003 | TAG DER OFFENEN TÜR weitere Informationen Martin-Luther-King-Platz 6 |
22.10.2003 |
Der Liebespfeil der Weinbergschnecke, Gips aus
Tiefseequallen und künstliche Knochen: Anorganische Werkstoffe in Biologie
und Medizin im Rahmen der Ringvorlesung Moderne Materialforschung: Festkörper und Grenzflächen, der Natur abgeschaut !" Kurzbeschreibung: (PDF-Dokument) Fachbereich Chemie, Martin-Luther-King-Platz 6, Hörsaal D, 17.15-18.00 Uhr |
23.10.2003 |
Chemieinnovationen: Motor für die Volkswirtschaft im Rahmen der GDCh-Kolloquien Kurzbeschreibung: (PDF-Dokument) Fachbereich Chemie, Martin-Luther-King-Platz 6, Hörsaal B, 17.15-18.45 Uhr |
28.10.2003 |
Auswirkungen der Genomforschung für unser Gesundheitssystem:
Der Apotheker als Mittler zwischen Fortschritt und Angst im Rahmen der Kolloquien der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft Fachbereich Chemie, Bundesstrasse 45, Hörsaal des Instituts für Pharmazie, 19.30-20.30 Uhr |
05.11.2003 |
Diamant aus der Gasphase: Herstellung, Eigenschaften und
Anwendungen im Rahmen der Ringvorlesung Moderne Materialforschung: Festkörper und Grenzflächen, der Natur abgeschaut !" Kurzbeschreibung: (PDF-Dokument) Fachbereich Chemie, Martin-Luther-King-Platz 6, Hörsaal D, 17.15-18.00 Uhr |
06.11.2003 |
Chancengleichheit in der Chemie? - Situation der
Chemikerinnen in Deutschland im Rahmen der GDCh-Kolloquien, Arbeitskreis für Chancengleichheit in der Chemie Kurzbeschreibung: (PDF-Dokument) Fachbereich Chemie, Martin-Luther-King-Platz 6, Hörsaal B, 17.15-18.45 Uhr |
10.11.2003 |
Universitätstage 2003 Programm: (PDF-Dokument) |
13.11.2003 |
Was kommt nach dem Öl ? im Rahmen der GDCh-Kolloquien Kurzbeschreibung: (PDF-Dokument) Fachbereich Chemie, Martin-Luther-King-Platz 6, Hörsaal B, 17.15-18.45 Uhr |
19.11.2003 |
Gelobt sei, was hart macht: Bor, Kohlenstoff, Stickstoff –
Beiträge aus der Festkörperchemie im Rahmen der Ringvorlesung Moderne Materialforschung" Kurzbeschreibung: (PDF-Dokument) Fachbereich Chemie, Martin-Luther-King-Platz 6, Hörsaal D, 17.15-18.00 Uhr |
03.12.2003 |
Biomineralisation: 'Knochenarbeit' mit Kristallen und
Molekülen im Rahmen der Ringvorlesung Moderne Materialforschung" Kurzbeschreibung: (PDF-Dokument) Fachbereich Chemie, Martin-Luther-King-Platz 6, Hörsaal D, 17.15-18.00 Uhr |
09.12.2003 |
Casanova, Liebling der Frauen und der Wissenschaft im Rahmen der Kolloquien der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft Fachbereich Chemie, Bundesstrasse 45, Hörsaal des Instituts für Pharmazie, 19.30-20.30 Uhr |
11.12.2003 |
Entwicklungslinien der Chemie vom Akademischen Gymnasium zum
Fachbereich Chemie der Universität Hamburg im Rahmen der GDCh-Kolloquien Kurzbeschreibung: (PDF-Dokument) Fachbereich Chemie, Martin-Luther-King-Platz 6, Hörsaal B, 17.15-18.45 Uhr |
17.12.2003 |
Von Würmern und Vesikeln zu Nano- und Biomaterialien im Rahmen der Ringvorlesung Moderne Materialforschung: Festkörper und Grenzflächen, der Natur abgeschaut !" Fachbereich Chemie, Martin-Luther-King-Platz 6, Hörsaal D, 17.15-18.00 Uhr |
18.12.2003 |
Festveranstaltung anlässlich der Verleihung von Preisen für
die besten Examensarbeiten im Fachbereich Chemie Programm: (PDF-Dokument) Fachbereich Chemie, Martin-Luther-King-Platz 6, Hörsaal B, ab 16.15 Uhr |
19.12.2003 |
Bunte Weihnacht (Weihnachtsvorlesung) Kurzbeschreibung: (PDF-Dokument) Fachbereich Chemie, Martin-Luther-King-Platz 6, Hörsaal A, 12.15-13.15 Uhr |
07.01.2004 |
Leuchtende Kriställchen im Rahmen der Ringvorlesung Moderne Materialforschung: Festkörper und Grenzflächen, der Natur abgeschaut !" Fachbereich Chemie, Martin-Luther-King-Platz 6, Hörsaal D, 17.15-18.00 Uhr |
13.01.2004 |
Proteomics - Ein Arbeitsgebiet auch für Pharmazeuten im Rahmen der Kolloquien der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft Fachbereich Chemie, Bundesstrasse 45, Hörsaal des Instituts für Pharmazie, 19.30-20.30 Uhr |
21.01.2004 |
An der Grenze der Dinge: Chemie an Oberflächen im Rahmen der Ringvorlesung Moderne Materialforschung: Festkörper und Grenzflächen, der Natur abgeschaut !" Fachbereich Chemie, Martin-Luther-King-Platz 6, Hörsaal D, 17.15-18.00 Uhr |
04.02.2004 |
Meteoriten: Informanten aus dem All im Rahmen der Ringvorlesung Moderne Materialforschung: Festkörper und Grenzflächen, der Natur abgeschaut !" Kurzbeschreibung: (PDF-Dokument) Fachbereich Chemie, Martin-Luther-King-Platz 6, Hörsaal D, 17.15-18.00 Uhr |
Kurzbeschreibungen zu den Vorträgen
Die RNA-Welt
Jeden Tag können wir um uns herum immer wieder aufs Neue sehen, wie vielfältig sich das Leben gestalten kann. Und es erscheint uns selbstverständlich, dass es einen Stoffwechsel gibt und sich das Leben reproduziert. Es ist allgemein anerkannte Tatsache, dass die Information des Lebens auf der DNA (Desoxyribonukleinsäure) niedergeschrieben ist, und dass diese Information in Proteine umgesetzt wird, die ihrerseits für Stoffwechselvorgänge und dabei auch für die Weitergabe der Erbinformation der DNA verantwortlich sind. Doch damit sind wir auch schon bei einem Problem: Wenn Proteine zu ihrer Existenz DNA benötigen, die DNA aber ihrerseits zur Vervielfältigung die Proteine braucht: Wie konnte sich dann Leben überhaupt entwickeln? Das ist die klassische Henne-oder-Ei-Frage. Ein möglicher Ausweg aus diesem Dilemma könnte die Vorstellung sein, dass vor der Welt, wie wir sie heute kennen, eine so genannte RNA-Welt existierte. Die vielfältigen Indizien dieser RNA-Welt, die es vor knapp 3.8 Milliarden Jahren gegeben haben könnte, sollen in dem Vortrag vorgestellt und diskutiert werden.
Lebensmittelallergien
Unterschiedliche Studien belegen einen allgemeinen Anstieg allergischer
Erkrankungen, wodurch die Bedeutung der Lebensmittelallergien in den vergangenen
Jahren stets zugenommen hat. Dabei variieren die Angaben über den von Allergien
betroffenen Bevölkerungsanteil je nach Studie und Herkunftsland von 1 % bis 10
%. Die Abweichungen der Studienergebnisse sind zum einen durch die
unterschiedlichen Herkunftsländer der Studien und zum anderen durch die
Tatsache, dass der Begriff der Lebensmittelallergie häufig zu weit gefasst wird,
begründet. Dadurch werden nicht selten, neben toxischen Reaktionen und
spezifischen Intoleranzreaktionen, auch pseudoallergische Reaktionen
fälschlicherweise den Lebensmittelallergien zugerechnet. Deshalb ist zwischen
echten" Lebensmittelallergien, welche stets immunologische Reaktionen
darstellen, und Intoleranzreaktionen nicht-immunologischen Ursprungs zu
unterscheiden.
Bei den allergieauslösenden Substanzen handelt es sich um natürlicherweise im
Lebensmittel vorkommende Proteine oder Glycoproteine mit einem Molekulargewicht
zwischen 10 und 70 kDa.
Die Symptome einer Lebensmittelallergie können äußerst vielfältig ausfallen. Zu
etwa 40 % ist die Haut (z.B. Urtikaria, Ekzeme, Juckreiz) betroffen. Daneben
sind jedoch auch der Respirationstrakt in Form von z.B. Fließschnupfen oder
Asthma, der Magen-Darm-Trakt (z.B. Bauchkoliken, Durchfall und Erbrechen) und
das Herz-Kreislauf-System betroffen. In seltenen Fällen können auch
anaphylaktische Schockreaktionen mit unter Umständen tödlichem Ausgang
auftreten.
Im Vortrag wird über verschiedene Formen von Lebensmittelunverträglichkeiten mit
Schwerpunkt immunologischer Reaktionen (echte Lebensmittelallergien), deren
biochemischer Nachweis, Einfluss der Lebensmittelbearbeitung auf das
Allergiepotential, zukünftige Kennzeichnung von Allergenen in Lebensmitteln und
die gesundheitlichen Auswirkungen von Patienten berichtet.
Aptamere - ein altes Prinzip neu entdeckt
Die genetische Information die wir von unseren Eltern erben, ist in der
Desoxyribonucleinsäure (DNS oder engl. DNA) gespeichert. Wie der Name schon
sagt, ist DNA also eine Nukleinsäure oder anders gesagt Nukleinsäuren sind der
Stoff aus dem die Gene sind.
Diese Nucleinsäuren haben aber nicht nur die Funktion genetische Information zu
speichern, sonder sie können andere wichtige Funktionen übernehmen. So können
sie Enzymaktivitäten besitzen oder aufgrund einer ganz bestimmten Struktur
spezifische Affinitäten zu verschiedensten Zielmolekülen aufweisen. Solche
Nukleinsäuren bezeichnet man als "Aptamere" (aptus [lat.] = passend, genau
angepasst).
Moderne Methoden der Molekularbiologie erlauben es, Aptamere in großer Vielfalt
und kurzer Zeit im Labor im Reagenzglas in einem so genannten in
vitro-Selektionsprozess anzureichern und anschließend zu analysieren. Es ist
auch möglich, Aptamere mit bisher unbekannten Eigenschaften zu selektieren. Man
stellt praktisch die Evolution auf molekularer Ebene im Labor nach.
Der Vortrag soll die theoretischen und experimentellen Grundlagen der in
vitro-Selektion vermitteln, um dann kurz die Möglichkeiten aufzuzeigen, welche
die neue Technologie bieten könnte.
Optische Pinzetten
Mittels fokussierter Laserstrahlen ist es möglich, mikroskopische Teilchen, wie biologische Zellen oder Mikropartikel, in einem photonischen Potential zu halten und im dreidimensionalen Raum zu bewegen. Wirken neben den Haltekräften auch noch andere Kräfte auf das gehaltene Partikel, lässt sich durch Abbildung des Partikels auf einem Detektor anhand der Stärke der Auslenkung des Teilchens aus dem photonischen Potential der optischen Pinzette die Größe der einwirkenden Kraft bestimmen. Dieses Prinzip wurde für eine Reihe von faszinierenden Anwendungen in den Biowissenschaften genutzt. So konnten zum Beispiel Strömungsgeschwindigkeiten in Wurzelgeweben gemessen werden, es konnte die enzymatische Aktivität einzelner Enzyme verfolgt oder die beim Verpacken von DNA in eine Virenhülle auftretenden Kräfte gemessen werden. Eine weitere Anwendung ist die Möglichkeit der sequentiellen Entfaltung und Rückfaltung von einzelnen RNA-Molekülen, wobei die dabei auftretenden Kräfte mit einer Genauigkeit von unter 1 Piconewton gemessen werden können.
Angeborene Immunität (Innate Immunity)
Unser Immunsystem lässt sich unterteilen in die "erworbene" und die
"angeborene" Immunität. Die Komponenten der erworbenen, oder auch adaptiven
Immunität findet man nur bei Wirbeltieren. Charakteristisch sind die klonale
Expansion von Immunzellen, die Produktion von hochspezifischen Antikörpern und
die Ausbildung eines "Immungedächtnis", das bei erneuter Infektion mit dem
gleichen Erreger einen schnellen und sicheren Schutz bietet.
Die angeborene Immunität dagegen ist phylogenetisch unendlich älter und in den
wesentlichen Prinzipien bereits in Insekten entwickelt. Sie wurde deshalb für
lange Zeit lediglich als Relikt der Evolution betrachtet. Seit einigen Jahren
aber misst man diesem Zweig unseres Immunsystems eine zunehmend grössere
Bedeutung zu. Wie die erworbene Immunität auch, basiert dieses Netzwerk von
löslichen Faktoren und Zellen auf der spezifischen Erkennung von
Infektionserregern. Anders aber als bei Antikörpern und den anderen
Erkennungsmolekülen der erworbenen Immunität, die für jeden Erreger
maßgeschneidert werden, basiert die Erkennung hier auf unveränderlichen
mikrobiellen Oberflächenstrukturen. Diese Muster wurden in hunderten von
Millionen Jahren Evolution erlernt und im "Gedächtnis" der angeborenen
Immunität, ihren Rezeptoren, gespeichert. Damit ist es dem Organismus möglich,
einen Infektionserreger als fremd und pathogen zu erkennen, binnen Minuten durch
die Ausschüttung von Effektormolekülen und Signalstoffen zu reagieren und damit
weitere Abwehrzellen zu aktivieren und die Information einer vorliegenden
Infektion an das adaptive Immunsystems zu übermitteln. Zu den Effektormolekülen
der angeborenen Immunität zählen auch die antimikrobiellen Peptide oder
Peptidantibiotika. Sie wirken durch eine physikalische Zerstörung der
bakteriellen Membran, also nach einem völlig anderen Mechanismus als
herkömmliche Antibiotika. Peptidantibiotika sind daher eine interessante
Alternative für die Therapie von Infektionen mit ansonsten
Antibiotika-resistenten Bakterien.
Metalle als Therapeutika in der Medizin
Metalle, wohlmöglich sogar Schwermetalle" als Bestandteile von Medikamenten? Die Aussicht darauf, damit therapiert zu werden, lässt so manchen Kranken zusätzlich erblassen. Grundlos. Bereits im vorchristlichen China wurden Goldpräparate erfolgreich in der Behandlung rheumatischer Erkrankungen eingesetzt. Die Mönche des Mittelalters hatten sich das Privileg erkämpft, mit Grauspießglanz (enthält Antimon) Pubertätspickel zu behandeln, und mit Höllenstein (enthält Silber) Warzen. Eine Platinverbindung mit dem Namen Cisplatin ist heute eines der gebräuchlichsten und erfolgreichsten Agentien bei der Behandlung bestimmter Krebsarten, und auch Gold ist wieder in: als Therapeutikum für rheumatische Arthritis. Neuere Entwicklungen gehen in Richtung auf die Behandlung von Diabetes mit Vanadiumverbindungen. Der Vorteil: man schluckt sie einfach.
Neue Wirkstoffe gegen Krebs - Zwischen Hoffnung und Enttäuschung
Im Verlauf der vergangenen fünfzig Jahre wurden massive Forschungsanstrengungen unternommen, um die Krankheit Krebs therapierbar zu machen. Obwohl die Wissenschaft dabei einen enormen Erkenntnisgewinn verzeichnen konnte, und obwohl auch im therapeutischen Bereich großartige Fortschritte gemacht wurden, hat die Krebskrankheit ihren Schrecken nicht verloren. Trotz zahlreicher Presseberichte über neue Wirkstoffe und ermutigende Beobachtungen wurde ein Medikament, das alle bösartigen Tumorerkrankungen zuverlässig und ohne Nebenwirkungen heilt, bisher nicht entwickelt. Warum ist das eigentlich so? Im Vortrag werden einerseits Argumente für einen kritischen Umgang mit entsprechenden Presseberichten erläutert, andererseits wird für eine Intensivierung der innovativen zielgerichteten Arzneimittelforschung plädiert.
Von Giftpflanzen und Rauschdrogen zum Arzneimittel
Mit der Isolierung des Morphins aus Opium durch F.W. Sertürner im Jahre 1806 war letztlich bewiesen, dass nicht die Pflanzen selbst, sondern ihre Inhaltsstoffe für die Heilwirkung verantwortlich sind. In der Folge davon wurden zahlreiche weitere Alkaloide und andere Pflanzenstoffe isoliert, immer auf der Suche nach dem wirksamen Prinzip der Pflanzen. Rauschdrogen wie Opium, Cocablätter und Haschisch sowie Giftpflanzen wie Fingerhut, Tollkirsche und Eibe mit ihren strukturell einmaligen, stark wirksamen Inhaltsstoffen waren dabei im Zentrum des Interesses. Parallel dazu begann man die Pflanzenstoffe chemisch zu verändern oder den wirksamen Strukturbestandteil synthetisch nachzubilden, um diesen Stoffen bessere therapeutische Eigenschaften zu verleihen. Was ist davon im heutigen Arzneischatz erhalten? Ein Stück Arzneimittelgeschichte und Einblicke in moderne Methoden der Arzneistofffindung sollen in diesem Vortrag vermittelt werden.
Was ist eigentlich Oxidativer Stress?
Biologische Oxidationen sind alle oxidativen Vorgänge im
Intermediärstoffwechsel, die im Körper durch Enzyme katalysiert werden. Die
dabei frei werdende Energie wird durch unseren Organismus z. T. gespeichert und
für eine Reihe von im Körper ablaufenden Prozessen wieder abgerufen. Das
eigentliche biologische Oxidationsmittel ist der molekulare Sauerstoff, der
dabei zu Wasser reduziert wird. Bei diesem Prozeß werden formal 4 Elektronen auf
den Sauerstoff übertragen. Diese Reaktion läuft aber nicht in einem Schritt,
sondern über 4 Einelektronenschritte ab. Die Intermediate dieser Reaktion werden
als Reaktive Sauerstoffspezies, fälschlicherweise vielfach in der Literatur als
freie Radikale, bezeichnet. Sie entstehen bei Energiebereitstellungsprozessen in
den Mitochondrien (ca. 6% des Sauerstoffumsatzes) und bei Entzündungsreaktionen.
Das vermehrte Auftreten dieser Sauerstoffspezies wird als oxidativer Stress
bezeichnet. In der Literatur findet man dazu die Definition: Ungleichgewicht
zwischen prooxidativen und antioxidativen Status des Organismusá, welches zu
einer möglichen Zerstörung führt.
Der Vortrag beschäftigt sich mit der Definition und dem Entstehen Reaktiver
Sauerstoffspezies, erläutert den Unterschied zu freien Radikalen, nennt die
Zielstrukturen für die Zerstörungen und zeigt mögliche Auswege aus dieser
Situation auf.
Omega-3-Fettsäuren - Gesundheit aus dem Meer
Heutzutage verfügt nur noch das Meer über ein letztes großes natürliches Reservoir an Omega-3-Fettsäuren (O3FS). Fragwürdige Methoden moderner Landwirtschaft und Lebensmitteltechnologie sind für ein beinahe lautloses Aussterben der lebenswichtigen O3FS verantwortlich. Der Mensch reagiert sehr empfindlich auf einen Omega-3-Mangel. Schätzungsweise 90% der Bevölkerung leiden unter entsprechenden Symptomen ohne es zu wissen! Diese bedrohliche Ernährungssituation schlägt sich in einer dramatischen Veränderung der Verhältniszahl der beiden Schlüsselfette, der Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren, nieder. In der Evolutionsgeschichte des Menschen lag der Quotient über Jahrtausende stabil bei ca. 2:1. Innerhalb weniger Generationen verschob sich das Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3 in den Bereich von ca. 15:1. Mit fatalen Folgen für die Gesundheit! Omega-6-Fettsäuren (O6FS) bilden zusammen mit den O3FS die Basis für eine ausgewogene Bilanz verschiedener hormonähnlicher Botenstoffe, die der Mensch zur Steuerung lebenswichtiger Stoffwechselprozesse benötigt. Liegt ein deutlicher Überschuss an O6FS vor – wie in der typischen westlichen Ernährung zur Zeit leider üblich – so reagiert der menschliche Organismus z.B. mit einer zu starken Bereitschaft zur Blutgerinnung und Blutplättchenverklumpung, was beispielsweise bei der Entstehung cardiovaskulärer Erkrankungen, wie Herzinfarkt und Schlaganfall eine große Rolle spielt. Außerdem ziehen sich die Blutgefäße leichter zusammen, was der Entwicklung von Bluthochdruck Vorschub leistet. Ein übermäßiger Anteil von O6FS in der Nahrung steigert zudem die Entzündungsbereitschaft des Körpers und fördert weitere zahllose chronische Erkrankungen - bis hin zu Krebskrankheiten. Die O3FS aus dem Meer werden zum Ausgleich dieser erheblichen Gesundheitsnachteile dringend benötigt, da sie die gefährlichen Botenstoffe aus der Omega-6 Produktion auf natürliche Weise blockieren. Diese aufregende und hochinteressante Chemie der Fettsäuren in unserem Körper ist selbst in medizinischen und pharmakologischen Fachkreisen noch viel zu wenig bekannt. Der Vortag klärt über spannende historische Details hinsichtlich der Entdeckung der Omega-3-Fettsäuren auf und lässt neben theoretischen Erläuterungen zur Wirkungsweise viel Raum für praktische Hinweise zum Thema einer wirklich gesunden Ernährung für Menschen.
Neue Arzneimittel durch Gentechnik
Der 50. Jahrestag der Entdeckung der DNA-Struktur durch Watson und Crick in diesem Jahr markiert die Geburtsstunde der Gentechnologie, die seit Ende der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts für die Herstellung von Arzneistoffen eingesetzt wird. Basierend auf der Erkenntnis, dass die fundamentalen Prozesse, die bei der Umsetzung der genetischen Information in eine Proteinstruktur ablaufen, bei allen Lebewesen gleichen Gesetzen folgen, fand die Gentechologie erstmalig bei der Herstellung von humanem Insulin in Bakterienzellen praktische Anwendung in der Pharmazie. Im letzten Jahrzehnt hat sich der Umsatz derartiger Arzneimittel vervielfacht und die Gewinnung therapeutischer Proteine, darunter neben Impfantigenen z.B. gegen Hepatitis B oder auch auch therapeutischer Antikörper und Rezeptorantagonisten zur Therapie der Rheumatoiden Arthritis, möglich gemacht. Neueste Entwicklungen auf diesem Sektor zielen darauf ab, genetisches Material als DNA-Impfstoff direkt einzusetzen und dadurch ein noch breiteres Spektrum von Infektions- und Tumorerkrankungen zu erfassen. Die gezielte genetische Beeinflussung komplexer Stoffwechselwege erlaubt es zukünftig vielleicht sogar, im Rahmen von sogenannten pathway-engineering Ansätzen, Produzentenorganismen zur Bildung neuartiger Wirkstoffe zu veranlassen, so dass neben Proteinen und DNA/RNA auch bald niedermolekulare Wirkstoffe, wie z.B. neuartige Antibiotika mittels gentechnischer Verfahren zugänglich sind.