Geschichte
Das Chemische Untersuchungsamt hat wesentliche Aufgaben des Chemischen Staatslaboratoriums übernommen: die Chemischen Dienstleistungen für die Behörden und Gerichte der Stadt Hamburg.
Es war zunächst der Abteilung für angewandte Chemie des Chemischen Staatslaboratoriums zugeordnet, so dass 1914 auch als Gründungsdatum verwendet wird. In manchen Berichten wird auch 1837 als Beginn angegeben, da mit der Gründung des Chemischen Laboratoriums des Akademischen Gymnasiums auch die Untersuchungstätigkeit begann.
Bei der Gründung der Universität 1919 wurde aber eine Neuordnung des Staatslaboratoriums notwendig, so dass hier vom Startjahr 1919 ausgegangen wird. Ab 1920 ist das Untersuchungsamt im Vorlesungsverzeichnis aufgeführt.
Die Leiter des Untersuchungsamtes sind/waren:
1919-1922 | Felix Voigtländer |
1922-1928 | Wilhelm Göhlich |
1928-1929 | Richard Ehrenstein |
1929-1931 | Stelle des Leiters ist unbesetzt (Leiter des Staatsinstituts ist Leiter des Untersuchungsamts) |
1931-1941 | Hans Schmalfuß |
1941-1956 | Stelle des Leiters ist unbesetzt? (Leiter des Staatsinstituts ist Leiter des Untersuchungsamts) |
1956-1964 | Rudolf Kraul |
1964-1976 | Hans Häusser, (Werner Baltes ist wissenschaftlicher Mitarbeiter bis 1973) |
1976-1985 | Hanke Hey |
1985-1995 | Walter Herbel |
1995-heute | Monika Körs |
Weitere wissenschaftliche Mitarbeiter waren:
- Karl Gaertner (1924-1949)
- Franz Hassler (1897-1927)
- Günther Hindemith (1935-1936)
- Kurt Kalle (nur 1929)
- Theodor Klünder (1902-1918)
- Emil Marben (1907-1921)
- Georg Münchmeyer (1913-1921)
- Kurt-Christian Scheel (1933-1935)
- Karl Tiedcke (nur 1930)
- Hans Werner (1930-1938, später Leiter des CLUA und Professor für Lebensmittelchemie)
- Hermann Werner (1939-1959, später Lehrauftrag für das Fach Warenkunde an der Universität in Hamburg)
Die Position des Leiters war nicht immer besetzt. Ferner gab es auch Personalunion und/oder Zuarbeit mit den anderen Abteilungen des Staatsinstituts. So hatten die Mitarbeiter des Untersuchungsamtes auf oft Lehraufträge an der Universität.
Heute arbeitet, neben den technischen Mitarbeitern, nur ein Wissenschaftler im Untersuchungsamt. In früheren Jahren gab es aber bis zu vier Wissenschaftler, die sich unterschiedlichen Aufgabengebieten widmeten und entsprechenden Abteilungen vorstanden. Die 'Dienstleistungen' für die Behörden war ja nicht nur ein Anwenden bekannter Methoden, sondern sehr oft auch die Neuentwicklung von Untersuchungsmethoden.
1932 hatte das Untersuchungsamt 4 Abteilungen:
- Abteilung für gerichtliche Chemie
- Abteilung für Chemie der Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände
- Abteilung für Warenkunde
- Abteilung für Biochemie, einschließlich der Landwirtschaftschemie
Bis 1969 war das Untersuchungsamt eine Abteilung des Chemischen Staatsinstitutes, das direkt dem Direktor unterstand. Mit Bildung des Fachbereiches Chemie wurde es zunächst dem Institut für Organische Chemie und Biochemie zugeordnet. Von 1985 bis 2019 war es dem Institut für Biochemie und Lebensmittelchemie bzw. dem daraus entstandenen Institut für Lebensmittelchemie zugeordnet. Seit 2019 ist es eine Abteilung des Fachbereiches Chemie.
Andere chemische Untersuchungsämter in Hamburg
Ein weiteres Untersuchungsamt hat zeitweise mit der Lebensmittelchemie in Personalunion gestanden:
1892 wurde als Reaktion auf die Cholera-Epedemie in Hamburg das Hygienische Institut gegründet. Dieses übernahm auch Aufgaben, die bisher dem Chemischen Staatslaboratrium oblagen.
1903 hatte dieses Institut drei Abteilungen, darunter die Abteilung III: Nahrungsmitteluntersuchungen. 1951 wurde es in vier Anstalten gegliedert. Anstalt III war die Chemische und Lebensmitteluntersuchungsanstalt (CLUA). 1964 wurde nun das Ordinariat für Lebensmittelchemie an der Universität Hamburg gekoppelt mit der Leitung der Chemischen und Lebensmitteluntersuchungsanstalt. Hans Werner, der seit 1951 Leiter des CLUA war, wurde nun auch Professor für Lebensmittelchemie an der Universität Hamburg. Bis 1939 war er selbst Mitarbeiter des Chemischen Untersuchungsamtes gewesen.
Ferner gabe es auch von 1893-1938 ein 'Chemischen Untersuchungsamtes der Stadt Altona', das auch den Namen 'Chemische Untersuchungsanstalt für Lebensmittelchemie und Gerichtliche Chemie in Altona' führte. Hermann Werner arbeitete zunächst hier, bevor er 1939 zum Chemischen Untersuchungsamt wechselte.