Professor Dr. Karl-Heinz Kubeczka verstorben
12. November 2021, von Prof. Dr. Elisabeth Stahl-Biskup

Foto: UHH / FB-Chemie
Am 16. Oktober 2021 verstarb Professor Dr. Karl-Heinz Kubeczka im Alter von 86 Jahren in Würzburg. Hamburg – Würzburg – Hamburg waren seine Hochschul-Stationen, an denen er Spuren zurückgelassen hat. Er studierte Pharmazie und promovierte an der TH Karlsruhe und wurde 1967 von seinem Doktorvater Prof. Dr. Ewald Sprecher als Wissenschaftlicher Rat nach Hamburg in die Abteilung Pharmakognosie im Institut für Angewandte Botanik (FB Biologie) geholt; kurz nach Kubeczkas Ankunft durfte die Abteilung Pharmakognosie in die Nachbarschaft zur Pharmazie umziehen. Mit großem Engagement richtete Kubeczka im Altbau der Bundesstraße 43 die analytischen Labors für Doktoranden, Doktorandinnen und Studierende ein, wobei sein Hauptaugenmerk auf der damals noch in den Anfängen liegenden Gaschromatographie lag. Der Analytik der flüchtigen Stoffwechselprodukte in Pflanzen und Pilzen galt sein Forschungsinteresse: der „Gasiraum“ war somit Kubeczkas wichtigster Aufenthaltsort – oft bis spät in die Nacht, denn er war ein praxisbegeisterter Vollblutanalytiker.
Als ich Ende 1972 als seine erste Doktorandin ins Institut kam, war er in der Endphase seiner Habilitationsarbeit über die ätherischen Öle verschiedener Ruta-Arten. In dieser Zeit erfand er die sog. „5-er-Trennung“, eine Säulentrennmethode, die für die erste Orientierung über die Zusammensetzung unbekannter ätherischer Öle sehr hilfreich war; er erfand einen „Feststoffprobengeber“ und entwickelte erstmals Möglichkeiten der präparativen Gaschromatographie. Kein chromatographisches Phänomen blieb ungeklärt, jede analytische Idee wurde ausprobiert, kein Gerät lebte lange ohne selbst gebastelte Verbesserung. In der Lehre galt Kubeczkas Augenmerk vor allem dem „phytochemischen Praktikum“; es musste anlässlich der neuen Approbationsordnung 1971 in die Lehre integriert werden. Kurz nach seiner Habilitation 1973 erhielt er einen Ruf als Wissenschaftlicher Rat und Professor an die Universität Würzburg, er wechselte nach Würzburg und wurde dort 1978 zum Extraordinarius ernannt.
Auch in seiner Würzburger Zeit (1974-1989) konnte er viele junge Menschen – Studierende, Diplomandinnen und Diplomanden, Doktorandinnen und Doktoranden - für Pflanzen und die instrumentelle Pflanzenanalytik begeistern, immer mit dem Schwerpunkt Analytik ätherischer Öle. Seinem großen Bedürfnis nach analytischem Gedankenaustausch entsprechend initiierte er jährliche Treffen mit Wissenschaftlern aus Forschung und Industrie im In- und Ausland, die auf dem Ätherisch-Öl-Gebiet forschten. Als „ISEO“ – International Symposium on Essential Oils – erlangte dieser jährliche Gedankenaustausch internationale Bedeutung; die ISEO findet in diesem Jahr zum 51. Mal statt.
Die Würzburger Zeit war für Karl-Heinz Kubeczka wissenschaftlich die ergiebigste Phase, Biogenese und Stoffwechselprodukte von höheren Pflanzen (vorwiegend Rutaceae und Apiaceae) blieben sein Arbeitsgebiet, immer mit starker analytischer Komponente. Sein besonderes Verdienst liegt während dieser Zeit in der Neuentwicklung von mikroanalytischen Untersuchungsmethoden. Im Jahr 1989 folgte Kubeczka, obwohl er schon 54 Jahre alt war, dem Ruf auf die C4-Professur für Pharmazeutische Biologie nach Hamburg - als Nachfolger seines Lehrers Ewald Sprecher. Gemeinsam gestalteten wir die neue Approbationsordnung von 1989. Uns verband das Anliegen, Praxis und Theorie aller in der Phytochemie angewendeten chromatographischen Verfahren der Studentenschaft spannend zu vermitteln. Natürlich war Kubeczkas zweite Hamburger Phase (1989-2000) auch von anderen Aufgaben geprägt, denn als Abteilungsleiter hatte er mehr Verwaltungs- und Organisationsaufgaben. Er musste unseren Übergang aus dem FB Biologie in den FB Chemie gestalten; dieser Wechsel kam jedoch seinem chemisch-analytischen Arbeitsinteresse sehr zugute und eröffnete seinen Doktoranden und Doktorandinnen neue analytische Wege in der Zusammenarbeit mit den dort forschenden Professoren Wilfried König und Wittko Francke.
Im Jahr 2000 verabschiedete sich Karl-Heinz Kubeczka von Hamburg; seine Frau Christa und er entschieden sich, den Ruhestand in der Nähe von Würzburg zu verbringen – für Hamburg ging eine Ära zu Ende. Kubeczka hatte zur hohen Reputation der Ätherisch- Öl-Forschung im In- und Ausland entscheidend beigetragen und so brach mit seinem Weggang der Pharmazeutischen Biologie Hamburgs ein Standbein weg. Karl-Heinz Kubeczka war nicht nur ein engagierter Forscher, er war auch ein musikbegeisterter Kollege und ein sehr zugewandter Mensch; seine Schüler und Schülerinnen in Hamburg und Würzburg werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.