Schwingungskalorimeter
Online-Wärmebilanzierung mit Hilfe der Temperaturschwingungsanalyse
Genaue und aktuelle Informationen über den thermischen Zustand eines chemischen Reaktors sind für die Auslegung unerlässlich, um überproportionale Sicherheitsreserven und somit Investitions- und Betriebskosten zu vermeiden und während der Produktion immer ein genaues Bild des aktuellen Zustandes des Reaktors wiederzugeben. Zur Beurteilung des thermischen Zustandes und zur Charakterisierung der Kühlleistung eines chemischen Reaktors wird die dimensionslose Stanton-Zahl herangezogen. Um diese simultan zum Reaktionsgeschehen zu ermitteln, muss der Wärmedurchgangswert und die Wärmekapazität des Reaktors online gemessen werden. Hierbei wird auf die Temperaturschwingungsanalyse (TSA) zurückgegriffen. Bei der TSA wird ein Signal in das System eingebracht und das vom Systemverhalten modifizierte Ausgangssignal detektiert und ausgewertet. Auf Grundlage der Wärmebilanzgleichungen und der Phasenverschiebung, sowie der systembedingten Amplitudenänderungen zwischen Erregerschwingung und Systemantwort, kann dann der Wärmedurchgangswert und die Wärmekapazität des Reaktors bestimmt werden. Die bisher durchgeführten Versuche an verschiedenen Laborreaktoren haben die prinzipielle Eignung der TSA zur thermischen Auslegung chemischer Reaktoren nachgewiesen. Anhand bisheriger Forschungsaktivitäten und durch Anwendung der Methoden zur Maßstabsvergrößerung chemischer Reaktoren ist eine Technikumanlage konzipiert und erstellt worden, die es gestattet, die Anwendung des Messverfahrens für Betriebsreaktoren zu erproben. In der Technikumanlage werden Reaktionsbehälter verwendet, die gängigen Industriereaktoren mittlerer Größe entsprechen. Bei der Auslegung des Versuchstandes ist berücksichtigt worden, dass alle gängigen Betriebsweisen chemischer Reaktoren realisiert werden können.
Isoperiboles Reaktionskalorimeter CalWin
Anwendungen
Beispielsweise sind Untersuchungen von Polymerisationen in batch oder semi-batch Fahrweise möglich. Durch die on-line Auswertung ist eine Kontrolle und gegebenenfalls eine frühzeitige Regelung des Produktionsprozesses realisierbar. Das Einsetzen des Kalorimeters schon während der Rezepturentwicklung erleichtert die Maßstabsübertragung in den Technikums- und Betriebsmaßstab und trägt damit zu einer effizienteren Prozeßentwicklung bei.
Vorteile des Meßprinzips


Isothermes Wärmebilanz-Reaktionskalorimeter
Bei der Wärmebilanzkalorimetrie wird ein zusätzlicher Bilanzraum betrachtet. Hierfür ist die Ermittlung der Temperaturdifferenz des Temperiermediums zwischen Mantelein- und ausgang notwendig. Insbesondere bei Reaktionen niedriger Wärmetönung stellt dieses höchste Anforderungen an die Temperaturmessung, da hier schon kleine Abweichungen bei der Temperaturerfassung zu großen Fehlern bei der Ermittlung des Wärmestromes führen. Durch die Absenkung des Mantelvolumenstromes wäre eine Anhebung der Temperaturdifferenz und hierdurch eine Erhöhung der Genauigkeit bei gleichzeitig verminderter Dynamik der Regelung des Reaktors denkbar. Die damit verbundene Verschlechterung des Wärmeübergangskoeffizienten ist jedoch unter Berücksichtigung sicherheitstechnischer Aspekte, wie beispielsweise der Beherrschung "durchgehender" Reaktion, nicht hinnehmbar. Durch Anwendung des Bypassprinzipes und der damit verbundenen Mehrfachumwälzung wird es möglich, trotz des verminderten Gesamtvolumenstroms die Dynamik der Regelung zu erhalten. Gleichzeitig wird eine optimale Temperaturdifferenz zur Ermittlung des Wärmestroms unter Erhaltung oder sogar Erhöhung des Wärmedurchgangskoeffizienten sichergestellt. Die Flexibilität bei der Wahl des Mantelvolumenstromes verbunden mit der Zugänglichkeit aller Regelparameter erlaubt es damit, das Wärmebilanzkalorimeter optimal an die jeweiligen Versuchsbedingungen anzupassen. Neben der beschriebenen Bypasstechnik wird der Bilanzraum in einem Luftbad temperiert. Hierdurch werden Wärmeströme an die Umgebung minimiert.


Reaktionskalorimeter RC1e und RC1classic
(Mettler Toledo)Als eigenentwickelte Erweiterung sind die kommerziellen Kalorimeter im Arbeitskreis zu Wärmebilanzkalorimetern aufgerüstet worden: Mittels zweier Temperaturfühler am Ein- und Ausgang des Wärmeträgeröls des Mantelkreislaufes und separater hochauflösender Messmimik dient der Mantelkreislauf als zweiter Bilanzraum (am älteren Gerät in der Mitte deutlich zu sehen ist der Massendurchflussmesser, der für die Wärmebilanzerweiterung des zweiten Gerätes nicht mehr verwendet wurde). Off-line ist bei der Wärmeflußkalorimetrie der oft problematische Term U·A exakt bestimmbar.
