Wir trauern um Prof. Dr. Rainer Dieter Fischer
1. Dezember 2025, von Michael Fröba

Foto: privat
Am 12.11.2025 verstarb Prof. Dr. R.D. Fischer unerwartet im Alter von 89 Jahren.
Prof. R. Dieter Fischer wurde am 13. April 1936 in Berlin geboren. Er absolvierte sein Chemiestudium an der LMU in München und promovierte dort 1961 bei dem späteren Chemie-Nobelpreisträger E.O. Fischer. Das Thema seiner Doktorarbeit lautete: „Spektroskopische und präparative Beiträge zur Chemie der Metall-π-Komplexe mit Kohlenoxid und drei- bis siebengliedrigen organischen Ligandensystemen“. Nach einer kurzen Tätigkeit als wissenschaftlicher Assistent an der LMU, ging er 1962 für zwei Jahre als NATO-Research Fellow zu dem Kollegen C.J. Ballhausen an die Universität nach Kopenhagen. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland begann er, ausgestattet mit einem Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), nun an der TU München mit seiner Habilitation, die er bereits drei Jahre später im Jahr 1967 mit dem Thema „Elektronenstruktur und Bindungsverhältnisse in metallorganischen Systemen mit 4f-Elektronen“ abschließen konnte. Anschließend war er bis 1972 als wissenschaftlicher Rat an der TU München tätig, bevor er zum apl. Professor an die FAU Erlangen-Nürnberg berufen wurde. Vier Jahre später erhielt Herr Fischer den Ruf auf eine C4-Professur an die Universität Hamburg und war dann hier bis 2002 im Fachbereich Chemie und an unserem Institut wissenschaftlich tätig. Während dieser Zeit hatte er auch Gastprofessuren an der Universität in Padua (1985) und an der Tanta Universität in Ägypten (1993) inne.
In seiner Forschung, deren Erfolg sich auch in über 180 wissenschaftlichen Publikationen niederschlug, hat sich Herr Fischer unter anderem mit der Synthese und Charakterisierung neuartiger Koordinationspolymere auf der Basis von Cyaniden beschäftigt. Einige dieser Verbindungen bilden dreidimensionale sich zum Teil interpenetrierende Netzwerke aus, die in manchen Fällen auch permanente Porositäten im Bereich der Mikroporen aufweisen. Herr Fischer hat sich damit schon zu einem frühen Zeitpunkt mit derartigen Netzwerkstrukturen beschäftigt, die sich erst einige Jahre später zu dem dann sehr schnell anwachsenden und prominenten Forschungsgebiet der „Metallorganischen Gerüstverbindungen“ (metal-organic frameworks (MOFs)) entwickelten, das dieses Jahr auch mit dem Chemie-Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Besonders interessant waren in diesem Zusammenhang auch seine Arbeiten, zu sog. „Super-Berliner Blau Derivaten“, in denen nichtlineare Linker-Einheiten vorliegen, die es ermöglichen, Metall-Metall-Wechselwirkungen im unteren Nanometerbereich kontrolliert einzustellen.
Ein zweites ebenfalls sehr starkes Forschungsfeld waren seine Arbeiten auf dem Gebiet der Organometallchemie von Lanthanoiden. Hierbei interessierte ihn besonders der Einfluss der 4f-Elektronen auf chiroptische Eigenschaften der Moleküle. Neben den strukturchemischen Untersuchungsmethoden wie der Röntgenstrukturanalyse und NMR-Spektroskopie wurden an diesen Verbindungen auch umfangreiche Studien zum Circulardichroismus von f-f-Übergängen durchgeführt. Neben den experimentellen Arbeiten standen dann auch theoretische Betrachtungen zu den jeweiligen Kristallfeldaufspaltungen im Fokus seiner Forschung.
Herr Fischer war auch in der Lehre sehr aktiv und hat über viele Jahre hinweg Vorlesungen z.B. zur Organometall- und Koordinationschemie von f-Elementen gehalten und viele Studierende in die Besonderheiten dieser Verbindungen eingeführt. Er war mit seiner immer freundlichen und angenehmen Art am Institut und bei seinen vielen Doktorandinnen und Doktoranden, aber auch bei den Studierenden sehr beliebt. Neben der Chemie war Herr Fischer auch besonders an Kunst, Musik, Theater, Literatur, Sport und Geschichte interessiert. Auch im wissenschaftlichen Bereich ging sein Interesse über seine eigenen Forschungsbereiche hinaus. Obwohl aus der anorganischen Molekülchemie stammend, hatte er auch immer ein besonderes Augenmerk auf aktuelle Entwicklungen in der anorganischen Festkörper- und Materialchemie und hier im Speziellen auf nanoporöse Festkörper gelegt, eine Thematik, die mich schon während meiner Zeit als Habilitand beschäftigte und über die wir uns dann in vielen interessanten Gesprächen wissenschaftlich ausgetauscht haben. Seine Fachkenntnis und Freundlichkeit, gepaart mit zuvorkommender Hilfsbereitschaft, machten ihn zu einem hochgeschätzten Kollegen. Wir werden ihn sehr vermissen. Unser tiefes Mitgefühl gilt besonders seiner Frau und Tochter sowie seinen Angehörigen.

