Wittko Francke, 80. Geburtstag
30. November 2020

Foto: UHH / Francke
Am 28.11.2020 wurde Professor Dr. Dr. h.c. mult. Wittko Francke 80 Jahre alt. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um das Lebenswerk und die menschliche Seite eines herausragenden Wissenschaftlers zu würdigen, dessen Verdienste für das Fach Organische Chemie national und international große Anerkennung gefunden haben. Darüber hinaus hat Wittko Francke den Fachbereich Chemie der Universität Hamburg maßgeblich mitgestaltet und geprägt.
Geboren wurde er 1940 in Reinbek bei Hamburg und dort ist er auch aufgewachsen. Ab 1960 hat es Wittko Francke zum Chemie-Studium in die große Stadt Hamburg verschlagen. Das Studium wurde 1968 mit dem Diplom-Abschluss beendet. Anschließend wurde er in eine Stelle als wiss. Assistent im Chemischen Staatsinstitut – Institut für Organische Chemie, Universität Hamburg eingewiesen. Parallel dazu erfolgte die Promotion in der Arbeitsgruppe von Prof. K. Heyns, die 1973 abgeschlossen wurde. Im Anschluss daran erhielt er eine Assistentur an der Universität Hamburg. Die Arbeiten der folgenden Jahre führten 1979 zur Habilitation an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen-Fakultät. In 1985 erhielt Herr Francke eine Professur auf Lebenszeit am IOCh der Universität Hamburg wo er bis zur Pensionierung und darüber hinaus bis heute in Forschung und Lehre tätig gewesen ist. Seine wissenschaftlichen Arbeiten in den Bereichen Naturstoffchemie und Umweltchemie (über 450 Publikationen) führten zu zwei externen Rufen: 1985 an die Universität Gießen und 1990 an die Universität Heidelberg. Beide Rufe lehnte er ab. Kollege Francke ist eben ein Ur-Hamburger Gewächs. Als Rufabwehrmaßnahme des zweiten Rufes erfolgte die Gründung der Abteilung für Organomeereschemie.
Seine wissenschaftlichen Tätigkeiten wurden mehrfach ausgezeichnet: Carl-Christiansen-Gedächtnis-Preis (1980); Ehrenmedaille der International Society of Chemical Ecology (1995); Otto-Wallach-Plakette der GDCh (1996); Karl-Escherich-Medaille der Deutschen Gesellschaft für allgemeine und angewandte Entomologie (2005); sowie Ehrendoktorwürden der Universitäten Göteborg (1997) und Lund (2005). Beide Auszeichnungen weisen zudem auf seine enge Beziehung zu Schweden bzw. zu Kooperationen, die über lange Jahre mit schwedischen Arbeitsgruppen gepflegt wurden. Kollege Francke wurde 2016 zum Ehrenmitglied der International Society of Chemical Ecology ernannt. Diese Auszeichnung wurde nicht nur wegen vieler internationaler, interdisziplinärer Kooperationen mit biologischen Forschergruppen vergeben, sondern auch für seinen unermüdlichen Einsatz für diese Society in den letzten Jahrzehnten.
Herausragenden und prominenten Mitgliedern einer wissenschaftlichen Community werden fast zwangsläufig auch Tätigkeiten in wissenschaftlichen Gesellschaften und Journalen angetragen. So auch an Herrn Francke: Er war Präsidiumsmitglied und Präsident der International Society of Chemical Ecology; Vorsitzender und Präsidiumsmitglied der Liebig-Vereinigung für Organische Chemie der GDCh; Chairman der Jury im Wettbewerb Young Europeans’ Environmental Research; Chairman des technisch-wissenschaftlichen Beirats der GKSS, Geesthacht; Mitherausgeber der Zeitschriften Eur. J. Org. Chem., Chemoecology und J. Chem. Ecol.. Weiterhin war und ist Kollege Francke als Gutachter für verschiedene nationale und internationale Wissenschaftsorganisationen tätig.
Selbstverständlich war es für ihn, sich neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit auch für den Fachbereich Chemie der UHH einzusetzen. Dies geschah und geschieht zum einen in der Lehre und zum anderen auch in den manchmal erfreulichen, häufig aber anstrengenden Arbeiten in der sogenannten akademischen Selbstverwaltung, in der man doch so oft nicht selbst- sondern fremdbestimmt ist. Ich möchte beispielhaft in Erinnerung rufen, dass er als langjähriger Dekan des Fachbereichs dessen Geschicke maßgeblich bestimmt hat. Ferner hat er in der 1. Strukturkommission mitgewirkt, die zur damaligen Evaluierung des Fachbereichs führte. Weiter möchte ich erwähnen, dass er als Vorsitzender im Studienreformausschuss maßgeblich an der Entwicklung des Bachelor-Studienganges Chemie beteiligt war. Letztlich soll auch nicht vergessen werden, dass er in mehreren Senatsausschüssen tätig war.
Diese fast spröde klingende Auflistung von Karriereetappen bzw. -bestandteilen klingt fast beiläufig; ja vieles klingt wie selbstverständlich und automatisch. Begründet wird sie aber durch dauerhafte harte wissenschaftliche Arbeit und steten hohen vorbildlichen Einsatz auf allen Ebenen. Oft sogar ohne Rücksicht auf das eigene Wohl.
Passend dazu ein Zitat eines früheren Kollegen, der ihn wie folgt charakterisierte: „…einem wissenschaftlich fruchtbaren Kollegen, der in selbstloser Weise seine Arbeitskraft in den Dienst der Aufrechterhaltung der Institutsfunktionen gestellt hat …“
Zum Abschluss seien ein paar persönlichere Bemerkungen erlaubt:
Wir sind seit Jahren Kollegen im gleichen Institut, und in dieser Konstellation haben wir viele Dinge gemeinsam durchgeführt. Dies bezieht sich sowohl auf gemeinsame Lehrveranstaltungen als auch auf gemeinsame Zeiten als Geschäftsführende Direktoren bzw. stellv. Geschäftsführende Direktoren.
Wie viele andere bestätigen werden, die mit Herrn Francke kooperiert haben, ist es auch mir stets eine Freude mit ihm zu arbeiten. Gründe dafür sind sicher seine unkomplizierte Art und kurze, oft unkonventionelle oder pragmatische Entscheidungen. Ich habe die vergangene Zeit stets genossen, da er mir bei vielen Dingen nicht nur ein guter Gesprächspartner sondern auch ein exzellenter Ratgeber war.
Bewundert habe ich stets seinen Einsatz für Forschung, das Institut sowie den Fachbereich, die Lehre und besonders für die Studierenden – seine „Studies“ lagen ihm immer sehr am Herzen. Dieser Einsatz war und ist aus meiner Sicht besonders bemerkenswert, weil die Konsequenz dafür oft Nachtschichten waren, in denen er sich dann Zeit für die Forschung und Hochschulpolitik genommen hat.
Lieber Wittko, ich wünsche Dir alles erdenklich Gute zu Deinem 80. Geburtstag. Bleib gesund und uns noch lange erhalten!
Chris Meier