Professor Walter Kaminsky in die „Plastics Hall of Fame“ aufgenommen
15. Mai 2024, von Gerrit Luinstra
Foto: privat
Am 5. Mai 2024, zwei Tage vor seinem 83. Geburtstag, wurde Professor h.c. mult. Dr. Dr. h.c. Walter Kaminsky in Orlando (Florida) in die „Plastics Hall of Fame“ feierlich aufgenommen. Anlässlich dieses Ereignisses sollen die großen Verdienste für die chemischen Wissenschaften im Allgemeinen und insbesondere die Ausstrahlung für die Universität Hamburg gewürdigt werden.
Walter Kaminsky begann sein Studium der Chemie an der Universität Hamburg, an der er 1971 promovierte. Nach einer einjährigen Gastprofessur an der Universität in Oldenburg nahm er 1979 einen Ruf an die Universität Hamburg, Institut für Technische und Makromolekulare Chemie an, wo er bis zu seinem Ruhestand 2006 aktiv war. Viele von ihm betreute Doktoranden nehmen heute wichtige Positionen in Forschung, Lehre und der Industrie ein. Auch weiterhin ist Professor Kaminsky ein vielgefragter Redner und Panelgast auf Konferenzen und bei der Industrie, und somit weiterhin auch ein wichtiger Botschafter für uns.
Die Aufnahme in die Plastics Hall of Fame ist nicht die erste bedeutende Auszeichnung für Walter Kaminsky, aber eine besondere Ehre. Er gesellt sich damit zu 42 weiteren (lebenden) Persönlichkeiten aus der Welt der Kunststoffe. Unter den 218 Mitglieder befinden sich weitere Persönlichkeiten aus Deutschland, die die Makromolekulare Chemie revolutioniert haben, wie Prof. Dr. Karl W. Ziegler (1898 – 1973; Nobelpreis für Chemie 1963) und Prof. Dr. Hermann Staudinger (1881 – 1965; Nobelpreis für Chemie 1953).
In der Plastics Hall of Fame werden ausschließlich Pioniere aufgenommen, die zukunftsweisende Lösungen im Kontext von Kunststoffen für die Bedürfnisse der Weltgesellschafft erarbeitet und damit die Art wir wie Leben können positiv beeinflusst haben. Und das trifft auf Professor Kaminsky zu. Seine Entdeckung von MAO (Methylaluminoxan) als universalem Aktivator von Katalysatoren hat eine maßgeschneiderte Herstellung diverser Sorten von Polyethylen und Polypropylen im industriellen Maßstab möglich gemacht. Die Kombination von Metallocene und MAO trägt sogar den Namen Professor Kaminsky’s (Kaminsky-Katalysatoren). Dadurch konnten zum ersten Mal mit homogenen Katalysatoren taktische Polypropylene erzeugt werden, die hervorragende mechanische Eigenschaften aufweisen. Die weltweite Verwendung von Polyethylen und Polypropylen hat nicht nur die schützende Verpackung von Lebensmitteln revolutioniert, oder Autos leichter gemacht, sondern auch den Zugang zu hygienisch einwandfreien Medizinprodukte ermöglicht. Und dabei sind diese beiden Materialien auch noch die mit dem kleinsten Carbon Footprint.
Es ist Professor Kaminsky darüber hinaus immer klar gewesen, dass Verantwortung nicht bei der Herstellung der Kunststoffe aufhört, sondern auch die Entsorgung betrachtet werden muss. Das von ihm entwickelte „Hamburger Pyrolyseverfahren“ für die Rohstoffrückgewinnung ist auch heute noch eine der effektivsten Lösungen, um die komplexen Abfallgemische zu vereinfachen und so Wertstoffe in einem Kreislauf zu halten. Dieses heutzutage als „zirkulare Chemie“ bezeichnete Vorgehen zeigt, wie Professor Kaminsky seiner Zeit voraus war.
Nochmals herzliche Glückwünsche und mögen noch viele Jahren in guter Gesundheit folgen.