90. Geburtstag von Prof. Walter Dannecker
23. März 2024, von Michael Steiger
Foto: FB Chemie
Am 23.03.2024 feiert Prof. Walter Dannecker seinen 90. Geburtstag. Es ist mir eine große Freude, aus diesem Anlass den wissenschaftlichen Werdegang, die Forschungsschwerpunkte und die menschliche Seite eines langjährigen Mentors und Wegbegleiters sowie eines sehr verdienten Kollegen im Institut für Anorganische und Angewandte Chemie würdigen zu können.
Prof. Walter Dannecker wurde am 23. März 1934 in Bad Säckingen nahe der Schweizer Grenze geboren. Im Jahre 1953 begann er zunächst ein naturwissenschaftliches Studium an der Universität Basel und wechselte 1954 an die Universität Heidelberg, wo er sein Chemiestudium aufnahm. Nach dem Diplom im Jahr 1960 folgte die Promotion 1964 in der Arbeitsgruppe von Prof. Reinhard Nast. Das Thema der Doktorarbeit lautete: „Metall-Substitutionsprodukte des Harnstoffs und seiner phenylierten Derivate“. Bereits vor dem Abschluss seiner Promotion in Heidelberg folgte er seinem Doktorvater Reinhard Nast nach Hamburg, wo er zunächst als wissenschaftlicher Assistent, später als Beamter auf Widerruf und schließlich als Wissenschaftlicher Rat tätig war. Es folgten 1969 die Ernennung zum Wissenschaftlichen Oberrat, 1971 die Ernennung zum Abteilungsdirektor und schließlich 1982 die Berufung auf eine C3-Professur im Institut für Anorganische und Angewandte Chemie. Ein weiterer Meilenstein war 1984 die Übernahme der Leitung des Staatshüttenlaboratoriums der Freien und Hansestadt Hamburg, eines seit 1893 bestehenden Schiedslabors und dessen Überführung in die Angewandte Analytik GmbH. Seit den sechziger Jahren bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1999 war Walter Dannecker ein fester Bestandteil des Instituts, durch den die Kollegen immer tatkräftige Unterstützung erfuhren. Hervorzuheben ist die enge berufliche und private Verbundenheit mit seinen Professorenkollegen Reinhard Kramolowsky und Günter Klar, die bis heute Bestand hat.
In seiner Forschung blieb Walter Dannecker zunächst der präparativen anorganischen Molekülchemie treu und befasste sich weiterhin mit der Synthese von Komplexen mit Harnstoffderivaten. Im Laufe der siebziger Jahre orientierte er sich jedoch gänzlich neu und entwickelte sich mehr und mehr zum analytischen Chemiker mit einem Schwerpunkt in der Umweltanalytik. Einer seiner langjährigen Forschungsschwerpunkte bestand immer in der atomspektrometrischen Elementspurenanalytik. Zahlreiche methodische Entwicklungen der Arbeitsgruppe fanden praktische Anwendung in der Spurenanalytik verschiedenster Umweltmatrices. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt bestand in der Analytik von Emissionen aus verschiedenen Feuerungsanlagen. Dabei standen sowohl anorganische wie auch organische gas- und partikelförmige Spurenstoffe im Vordergrund. Bereits in den siebziger Jahren begann die damals noch kleine Arbeitsgruppe sich mit der Spurenanalyse in atmosphärischen Aerosolen zu befassen. Es wurde ein alter Bauwagen zu einem ersten mobilen Messfahrzeug für Messungen im Elbtunnel umgebaut. Erst später gelang es, durch Drittmittel mehrere hochgerüstete mobile Messfahrzeuge zu beschaffen, die fortan im ganzen Land eingesetzt wurden. Beispielsweise befand sich bereits am 3. Oktober 1990, dem Tag des Beitritts, ein Messfahrzeug der Arbeitsgruppe in Erfurt zu einem Monitoring der damals noch erheblichen Luftbelastung in den neuen Bundesländern. Neben der Entwicklung spurenanalytischer Methoden stand bei allen Arbeiten immer auch die Entwicklung optimierter Probenahmetechniken, auch für reaktive Spezies im Vordergrund.
Luftschadstoffmessungen wurden auch im Bereich der Nord- und Ostsee an den Küsten und auf See, sowohl auf Schiffen als auch auf der damals noch existierenden Forschungsplattform Nordsee durchgeführt. Die Untersuchung des großräumigen Transports und des Eintrags partikelgebundener Schadstoffe in die marine Umwelt entwickelte sich in den achtziger Jahren zu einem wichtigen Forschungsschwerpunkt der Arbeitsgruppe. Schließlich entstand ebenfalls in den achtziger Jahren ein weiterer Arbeitsschwerpunkt im Bereich der Aufklärung von Schadensmechanismen bei der Zerstörung historischer Bauwerke, wobei zunächst ebenfalls die Wirkung von Luftschadstoffen im Vordergrund stand. Später wurde dieses Arbeitsgebiet erweitert und umfasste auch andere Schadensprozesse und die Entwicklung geeigneter konservatorischer Konzepte.
Bereits in den achtziger Jahren war seine Forschung in hohem Maße interdisziplinär ausgerichtet und es bestand eine Vielzahl sehr fruchtbarer nationaler und internationaler Kooperationen. Walter Dannecker war extrem erfolgreich bei der Einwerbung von Drittmitteln. Phasenweise wurden auf diese Weise mehr als 20 Doktoranden- und zusätzliche Wissenschaftlerstellen finanziert, so dass die Arbeitsgruppe mit allen zugehörigen Abteilungen bis zu 30 Mitarbeiter umfasste. Bei seinen Mitarbeitern war er überaus beliebt. Als Doktorvater war er ein großer Motivator, der es verstand zu unterstützen und hohes Engagement zu fördern, ohne die Kreativität des Einzelnen zu beschränken. Die intensivsten und fruchtbarsten Diskussionen mit ihm fanden in der Regel beginnend ab dem späten Nachmittag bei Kaffee und Kuchen bis in den späten Abend oder auch am Wochenende statt. Legendär sind die Treffen, bei denen im Verlauf der Diskussion auch das kleinste noch übrig gebliebene Stück Kuchen immer weiter halbiert wurde. In Insider-Kreisen nannte man dieses Prozedere schlicht „Danneckern“.
Abschließend möchte ich Ihnen Herr Dannecker im Namen des Instituts und der ehemaligen Mitarbeiter aber auch ganz persönlich alles Gute zum 90. Geburtstag wünschen. Ich verbinde dies mit der Hoffnung, dass Sie weiterhin gesund bleiben und noch viele gute Jahre vor sich haben.