Rainer Dieter Fischer feiert seinen 85. Geburtstag
13. April 2021, von Michael Fröba

Foto: UHH / FB-Chemie
Am 13.04.2021 feiert Prof. R. Dieter Fischer seinen 85. Geburtstag und es ist mir eine große Freude, zu diesem besonderen Anlass die Gelegenheit zu haben, seinen wissenschaftlichen Werdegang, seine Forschungsschwerpunkte aber auch ein wenig die menschliche Seite dieses verdienten Kollegen des Instituts für Anorganische und Angewandte Chemie würdigen zu können.
Prof. R. Dieter Fischer wurde am 13. April 1936 in Berlin geboren. Er absolvierte sein Chemiestudium an der LMU in München und promovierte dort 1961 bei dem späteren Chemie-Nobelpreisträger E.O. Fischer. Das Thema seiner Doktorarbeit lautete: „Spektroskopische und präparative Beiträge zur Chemie der Metall-π-Komplexe mit Kohlenoxid und drei- bis siebengliedrigen organischen Ligandensystemen“. Daran anschließend war er noch bis 1962 als wissenschaftlicher Assistent an der Universität München tätig, bevor er dann für zwei Jahre als NATO-Research Fellow zu dem Kollegen C.J. Ballhausen an die Universität nach Kopenhagen ging. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland begann er, finanziell mit einem Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ausgestattet, an der TU München mit seiner Habilitation, die er bereits drei Jahre später im Jahr 1967 mit dem Thema „Elektronenstruktur und Bindungsverhältnisse in metallorganischen Systemen mit 4f-Elektronen“ abschließen konnte. Anschließend war er bis 1972 als wissenschaftlicher Rat an der TU München tätig, bevor er zum apl. Professor an der Universität Erlangen-Nürnberg berufen wurde. Vier Jahre später erhielt Herr Fischer den Ruf auf eine C4-Professur an die Universität Hamburg und war dann hier bis 2002 im Fachbereich Chemie und an unserem Institut wissenschaftlich tätig. Während dieser Zeit hatte er Gastprofessuren an der Universität in Padua (1985) und an der Tanta Universität in Ägypten (1993) inne.
In seiner Forschung hat sich Herr Fischer unter anderem mit der Synthese und Charakterisierung neuartiger Koordinationspolymere auf der Basis von Cyaniden beschäftigt. Einige dieser Verbindungen bilden dreidimensionale sich zum Teil interpenetrierende Netzwerke aus, die in manchen Fällen auch permanente Porositäten im Bereich der Mikroporen aufweisen. Herr Fischer hat sich damit schon zu einer frühen Zeit mit derartigen besonderen Netzwerkstrukturen beschäftigt, die sich erst einige Jahre später zu dem dann sehr schnell anwachsenden und prominenten Forschungsgebiet der metal-organic frameworks (MOFs) entwickelten. Besonders interessant waren in diesem Zusammenhang auch seine Arbeiten, zu sog. „Super-Berliner Blau Derivaten“, in denen nichtlineare Linker-Einheiten vorliegen, die es ermöglichen, Metall-Metall-Wechselwirkungen im unteren Nanometerbereich kontrolliert einzustellen.
Ein zweites ebenfalls sehr starkes Forschungsfeld waren seine Arbeiten auf dem Gebiet der Organometallchemie von Lanthanoiden. Hierbei interessierte ihn besonders der Einfluss der 4f-Elektronen auf chiroptische Eigenschaften der Moleküle. Neben den strukturchemischen Untersuchungsmethoden wie der Röntgenstrukturanalyse und NMR-Spektroskopie wurden an diesen Verbindungen auch umfangreiche Studien zum Circulardichroismus von f-f-Übergängen durchgeführt. Neben den experimentellen Arbeiten standen dann auch theoretische Betrachtungen zu den jeweiligen Kristallfeldaufspaltungen im Fokus seiner Forschung.
Herr Fischer war auch in der Lehre sehr aktiv und hat über viele Jahre hinweg Vorlesung z.B. zur Organometall- und Koordinationschemie von f-Elementen gehalten und viele Studierende in die Besonderheiten dieser Verbindungen eingeführt. Er war mit seiner immer freundlichen und angenehmen Art am Institut aber auch bei den Studierenden sehr beliebt. Er sprühte immer vor sehr viel Energie, die sich nicht nur in einer hohen wissenschaftlichen, sondern auch physischen Aktivität äußerte; den Weg zu seinem Büro, das seinerzeit im 4. OG lokalisiert war, legte er nie im Fahrstuhl zurück, ging auch nicht die Treppen langsam hoch, sondern tat dies in einem Sprint, der mich (hatte ich doch mein Büro auf dem gleichen Stockwerk) jedes Mal sehr beeindruckte. Herr Fischer ist vielfältig interessiert; an Kunst, Musik, Theater, Geschichte und war immer sportlich aktiv. Auch im wissenschaftlichen Bereich ging sein Interesse über seine eigenen Forschungsbereiche hinaus. Obwohl aus der anorganischen Molekülchemie stammend, hatte und hat er bis heute auch immer ein Interesse an aktuellen Entwicklungen in der anorganischen Festkörper- und Materialchemie und hier im Besonderen an nanoporösen Festkörpern, eine Thematik, die mich schon während meiner Zeit als Habilitand beschäftigte und über die wir uns dann in vielen interessanten Gesprächen wissenschaftlich ausgetauscht haben.
Abschließend möchte ich Ihnen Herr Fischer im Namen des Instituts aber auch ganz persönlich alles Gute zu Ihrem 85. Geburtstag wünschen und das mit der Hoffnung verbinden, dass Sie weiterhin gesund und begeisterungsfähig bleiben und wir in fünf Jahren Ihren 90. Geburtstag dann vielleicht auch im Rahmen einer kleinen Festveranstaltung feiern können.