Dieter Rehder feiert seinen 80. Geburtstag
24. Februar 2021, von Michael Fröba

Foto: UHH / FB-Chemie
Am 22.02.2021 feierte Prof. Dieter Rehder seinen 80. Geburtstag und ich freue mich sehr, zu diesem besonderen Anlass die Gelegenheit zu haben, um den wissenschaftlichen Werdegang, die Forschungsschwerpunkte aber auch ein wenig die menschliche Seite dieses verdienten Kollegen des Instituts für Anorganische und Angewandte Chemie würdigen zu können.
Prof. Dieter Rehder wurde am 22. Februar 1941 in Hamburg geboren. Er absolvierte sein Chemiestudium an der Universität Hamburg und promovierte dort 1970 in der Arbeitsgruppe von Reinhard Nast. Das Thema seiner Doktorarbeit lautete: „Zur Kenntnis gemischter Carbonyl-, Cyano- und Cyclopentadienyl-Komplexe des V(+I), und V(-I)“. Im Anschluss war Herr Rehder dann bis 1972 als Assistent am Institut und parallel als Dozent an der Fachhochschule für Tabaktechnologie und Bioingenieurwesen in Hamburg-Bergedorf tätig. Ende 1972 wechselte er dann an das Institute of Sugar Technology am College of Arts, Science & Technology in Kingston (Jamaica), wo er bis 1975 arbeitete. Daran anschließend kehrte er dann zurück nach Hamburg, um am Institut für Anorganische und Angewandte 1979 seine Habilitation mit dem Thema „Präparative, 51V-NMR- und IR-spektroskopische Aspekte der Chemie diamagnetischer Carbonylvanadiumkomplexe und Vanadyl-Verbindungen“ abzuschließen. Bis 1984 war er als Assistent tätig, bevor er im selben Jahr zum C3-Professor am Institut berufen wurde. 1988 war er Gastprofessor an der University of Indiana in Bloomington (USA) und ist auch über seine Pensionierung (2006) hinaus weiterhin wissenschaftlich sehr aktiv. So war er beispielsweise in den Jahren 2008-2009 Gastprofessor an der Universität in Lund (Schweden) und hat noch bis 2014 insgesamt mehr als 370 wissenschaftliche Publikationen veröffentlicht.
Dieter Rehder war der erste Chemiker in Hamburg, der sich in seiner wissenschaftlichen Ausrichtung der bioanorganischen Chemie widmete. Hierbei lag sein besonderer Fokus auf der Chemie des Vanadiums, das in Tieren und Pflanzen vorkommt und wichtige biochemische Aufgaben übernimmt. Im Rahmen seiner Forschung synthetisierte seine Arbeitsgruppe eine Reihe von vanadiumhaltigen Koordinationsverbindungen, die Strukturelemente enthielten, wie sie in Naturstoffen wie z.B. den Haloperoxidasen und Nitrogenasen zu finden sind und die als Modelsysteme für die Untersuchung der aktiven Zentren der Enzyme fungierten. Neben röntgenographischen Untersuchungen an diesen Verbindungen spielte insbesondere die 51V-NMR-Spektroskopie eine zentrale Rolle bei der strukturchemischen Aufklärung dieser Verbindungen und ihrer Wirkungsmechanismen. Darüber hinaus widmete sich Dieter Rehder in seiner Forschung auch den medizinischen Anwendungen von vanadiumhaltigen Verbindungen. In diesem Zusammenhang untersuchte er z.B. Vanadiumkomplexe, die das Hormon Insulin in seinem antidiabetischen Effekt imitieren, aber eine geringere Toxizität und optimierte Stabilität und Aufnahmevermögen aufweisen. Vanadium, das auch für seine Ausbildung von Polyanionen (z.B. Decavanadat) bekannt ist, beschäftigte ihn auch im Zusammenhang mit der anorganischen Katalyse. So gelang es ihm, beispielsweise Polyoxidometallat-Cluster in Makrozyklen einzubringen, sie zu funktionalisieren und zu stabilisieren und sie dann als „gelöste Oxide“ in der homogenen Oxidationskatalyse einzusetzen. Neben seiner Liebe zum Vanadium, für das Dieter Rehder zu einem der weltweit anerkanntesten Fachleute zählt, interessiert ihn auch sehr die Chemie im interstellaren Raum. Insbesondere die Frage wie Wasser und organische Moleküle unter diesen Bedingungen entstehen konnten, auf die Planeten und Monde gelangt sind und welche Auswirkungen sie auf mögliche Lebensformen in den habitablen Zonen der jeweiligen Sonnensysteme haben, beschäftigt ihn noch heute. Neben einem Lehrbuch zur Bioanorganischen Chemie (2014) und einem weiteren speziell zur Bioanorganischen Chemie des Vanadiums (2008), hat Dieter Rehder auch ein Buch zur Chemie im Weltraum (2010) und zur Frage von Leben auf Exoplaneten (2014) geschrieben. Außerdem war er auch sehr aktiv in der Lehre und hat bspw. über viele Jahre hinweg die Experimentalvorlesung zur Allgemeinen und Anorganischen Chemie für das Nebenfach sowie die Spezialvorlesungsreihe zur Bioanorganischen Chemie gehalten und viele Studierende in die Grundlagen der Anorganischen Chemie aber auch in die Besonderheiten der biologisch relevanten Komplexverbindungen eingeführt. Herr Rehder war mit seiner immer freundlichen und menschlich sehr angenehmen Art am Institut aber auch bei den Studierenden sehr beliebt. Er hatte immer ein offenes Ohr für andere Menschen und war mit seinem hochkonzentrierten aber dabei trotzdem gelassenen Auftreten ein sehr guter Ratgeber und Problemlöser. Dass er dabei aber auch hart im Nehmen war, zeigen vielleicht zwei Anekdoten. So geht Dieter Rehder, wenn er am Institut ist, seit mehr als 50 Jahren regelmäßig in die Mensa zum Mittagessen, ohne dabei den Appetit verloren zu haben. Ein Umstand, der vor einigen Jahren sogar zu einer Veröffentlichung im Spiegel geführt hat. Außerdem lässt er sich nicht von dem jeweiligen Hamburger Wetter davon abhalten, die mehr als 35 km, die er auf dem Weg zur Uni und wieder nach Hause zurücklegen muss, mit dem Fahrrad zu fahren. In der Zeit, in der er täglich zur Uni gekommen ist, kamen da schon mal gut und gerne mehr als 7500 km im Jahr alleine für diese Strecke zusammen.
Abschließend möchte ich Dir lieber Dieter im Namen des Instituts aber auch ganz persönlich alles Gute zu Deinem 80. Geburtstag wünschen und das mit der Hoffnung verbinden, dass Du weiterhin gesund bleibst und wir nach Ende der Corona-Pandemie hoffentlich bald mal wieder im Rahmen einer Feier ein wenig klönen können.