Eine Übernachtung im Helikopter ...
9. April 2019

Foto: C. Küchenthal
Eine Übernachtung im Helikopter, eine Felgen-Wasserpumpe für Entwicklungsländer, ein Katastrophen-Warn-Fahrrad und ein neuartiger Antrieb auf den Weg gebracht
Mit kreativer Problemlösungskompetenz und betriebswirtschaftlichen Methoden haben zwölf Promovierende der Naturwissenschaften die eigenen Produktkonzepte inklusiver dem dazugehörigen Geschäftsmodell entwickelt. Sie alle waren Teilnehmer an der Vorlesung „Innovationsmanagement für Naturwissenschaftler“, die Dr. Christian Küchenthal, Director der Merck KGaA, an der Universität Hamburg in der vergangenen Woche durchführte.
„Der Kurs hat mir gut gefallen“, sagte Tim Naundorf, Doktorand in der AG Maison am Pharmazeutischen Institut. „Christian Küchenthal hat es geschafft vier Tage lang mit einer guten Mischung aus Theorie und praktischen Übungen zu begeistern“. Zunächst wurde geklärt, worin sich Entdeckungen, Erfindungen und Innovationen unterscheiden und wie sich Innovationen grundsätzlich voneinander differenzieren lassen. An Hand eines Interviews aus der Fachpresse der Chemischen Wirtschaft erarbeiteten sich die Teilnehmer, wie eine Unternehmensstrategie herausgelesen werden kann und welche Bedeutung sie für das Portfolio Management und die Innovationsprojekte hat.
Von hieraus durchlief man gemeinsam den Innovationsprozess von der Definition geeigneter strategischer Wachstumsfelder über die Ideenfindung und -bewertung zum R&D- und Technologie-Management bis zum Business Development. „Mich haben im Kurs besonders die Prozesse interessiert, wie der Umgang mit Innovationen in Unternehmen abläuft, worauf es zu achten gilt und wer alles beteiligt ist. Gerade auch über die Einbindung des Marketings hat mich dabei sehr interessiert.“, sagte Daniel Reimers, Doktorand am Institut für Immunologie des Universitätsklinikums Eppendorf. Er erläuterte weiter: „Besonders hat mir die Einbindung der "Cases" gefallen, in denen man in Gruppen Aufgabenstellungen bearbeiten musste, die auch nicht unbedingt den sonst klassischen Fragestellungen im Labor entsprachen. Dies führt dazu, dass man sich auch mal in andere Dinge hineindenken und an die Aufgabenstellungen anders als sonst herangehen muss. Die Einbindung dieser Gruppenarbeiten lockert auch die Atmosphäre auf. Außerdem bieten sie einen besseren Zugang zu den Themen als reine Vorlesungen. Das Skript war außerdem sehr gut verständlich aufgebaut und vor allem die zusätzlichen Kapitel Patente und Projektmanagement ergänzen den Kurs gut. Ich würde den Kurs uneingeschränkt weiterempfehlen und würde mir wünschen, dass mehr Kurse in so einem Stil angeboten werden.“
Den Abschluss bildete die Betrachtung des Einflusses von Unternehmenskultur und guter Führung auf die Innovationsfähigkeit.
„Die größte Take Home Message ist die Vorstellung eines mir bis dato völlig unbekannten Arbeitsfeldes. Der Beruf des Innovationsmanagers oder des Innovationsscout wurde von allen Seiten beleuchtet“, erläuterte Tim Naundorf. Jedoch kann das Gelernte auch schon jetzt in der Universität Anwendung finden. Dazu meinte Tim Naundorf: „Vor allem die Ideenfindung (Ideation) ist eine nützliche Fähigkeit für die Promotion. Und auch der wirtschaftliche Blickwinkel, welcher an Universitäten gerne außer Acht gelassen wird, wurde gut erläutert. Dadurch fällt es mir leichter Entscheidungsprozesse in jenen Firmen zu verstehen, was meinen zukünftigen Umgang mit Kooperationspartnern etc. verbessern wird.“
Sowohl Gregor Dahl, Doktorand in der AG Weller der Physikalischen Chemie, als auch Parnian Kiani, Doktorandin in der AG Schlüter des Universitätsklinikums Eppendorf, sind beide der Meinung, dass es mit Abstand der beste Kurs war, den sie hier in ihrer Promotionszeit besuchen durften. „Es erfüllt mich jedes Mal mit großer Freude, wenn ich sehe, wie sich der Horizont der Teilnehmer zum Ende des Kurses hin geöffnet hat und sie für sich neue Perspektiven auf den Berufseinstieg entwickeln“, sagt Dr. Christian Küchenthal, der die gleiche Vorlesung im Seminarstil bereits seit vier Jahren auch an der Justus-Liebig-Universität Gießen hält – hier sowohl für die Promovierenden der Naturwissenschaften als auch als Wahlpflichtmodul für die Master-Studenten der Chemie.
„Ziel ist nicht, alle Aspekte von Innovation und dessen Management vollständig zu vermitteln – dafür sind vier Tage auch zu kurz -, sondern an Hand geeigneter Werkzeuge und entsprechender Begrifflichkeiten die Teilnehmer zu befähigen, sich rasch im neuen Berufsumfeld zu orientieren und gerade mit Kolleginnen und Kollegen aus ganz anderen Unternehmensbereichen wie dem Marketing besser zu kommunizieren.“, sagte der Vortragende. „Und wenn der Kurs dann am Ende allen noch sehr viel Spaß gemacht hat, haben alle gewonnen!“