Neuerscheinung: „Geschichte der Chemie“ von Jost Weyer
6. September 2018, von Dr. Elena Roussanova
Foto: UHH/FB Chemie/Springer
Justus Liebig hаt uns einen schönen, eingängigen Denkspruch hinterlassen: „Die Geschichte einer Wissenschaft ist eine Seite in der Geschichte der menschlichen Geistes; in Beziehung auf ihre Entstehung und Entwicklung gibt es keine, welche merkwürdiger und lehrreicher wäre als die Geschichte der Chemie.“
Im Jahr 2018 ist aus der Feder des Hamburger Chemiehistorikers Jost Weyer im Springer-Verlag eine neue, einzigartige, umfassende Darstellung der Geschichte der Chemie erschienen. In zwei Bänden wird der ständige Wandel dieser Wissenschaft von den Eigenschaften der Stoffe und deren Umwandlungen vom Altertum bis ins 20. Jahrhundert dargestellt. Bereits jetzt sind wir berechtigt, zu sagen, dass dieses Jahrhundertwerk einen bedeutenden Platz in der Reihe der Darstellungen des gleichen Themas einnehmen und seinen Glanz auch auf die Universität Hamburg zurückstrahlen lassen wird.
Jost Weyer wurde in Hamburg geboren und hat seine wissenschaftliche Laufbahn mit der Universität der Hansestadt verknüpft. Nach dem Chemiestudium wurde er an seiner alma mater mit einer Arbeit zur organischen Chemie promoviert und wandte sich anschließend der Erforschung der Geschichte der Chemie zu. Beinahe 30 Jahre lang lehrte er diese Disziplin am Institut für Geschichte der Naturwissenschaft und Technik der Universität Hamburg. Nach seiner Emeritierung widmete er sich der Niederschrift seines Lebenswerkes, in das er aus seiner langjährigen Lehr- und Forschungsarbeit wichtige Inhalte und Schwerpunkte einarbeitete. So entstand ein großartiges Werk mit einer ganz neuartigen Periodisierung der Chemiegeschichte. Es ist dies die einzige Darstellung der Geschichte der Chemie, in der deren sämtliche Epochen lückenlos beleuchtet werden. Mit bemerkenswerter Präzision und Prägnanz werden historische Phänomene, Ideen, Forschungsarbeiten und ihre Ergebnisse beschrieben. Zu den bedeutendsten Akteuren findet der Leser Kurzbiogramme, auch ein kulturhistorischer Überblick ist vorhanden. Die Darstellung wurde stets genauestens überprüft und wird durch Quellenangaben belegt. Diese grundsätzlich auf Primärquellen fußende Darstellungsweise macht eine wichtige Stärke des Werkes aus. Die Übersetzung der Quellentexte ins Deutsche wie auch deren Kommentierung sind Jost Weyer zu verdanken, der betont: „Quellentexte haben oft mehr Aussagekraft als das, was darüber geschrieben wird, weil der Autor selbst zu Wort kommt. Auch müssen Aussagen über chemiehistorische Sachverhalte immer wieder an den Quellen geprüft werden.“ Dieses die eigentliche Darstellung ergänzende Quellenmaterial wird vom Verlag Springer Spektrum als „Extras“ frei zum Downloaden zur Verfügung gestellt. Jost Weyer möchte dem Leser auch die von der Chemie und deren Geschichte ausgehende Faszination vermitteln. Das ist ihm ausgezeichnet gelungen.
Zahlreiche Universitätsbibliotheken bieten beide Bände auch als eBook an. In Hamburg ist der Volltextzugang vom Campus aus möglich, für Angehörige der Universität auch außerhalb des Campus. Nichts als downloaden und lesen!
Dr. Elena Roussanova
Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, wiss. MA
Weyer, Jost: Geschichte der Chemie. Bd. 1. Altertum, Mittelalter, 16. bis 18. Jahrhundert. Berlin 2018 (XIV, 576 S.), EUR 89.99, ISBN 978-3-662-55797-6. Bd. 2. 19. und 20. Jahrhundert. Berlin 2018 (X, 461 S.), EUR 89.99, ISBN 978-3-662-55801-0.