Prof. Dr. Wolfgang Willi Deppert
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Schwerpunkte
- Molekular- und Zellbiologie von Tumoren (Tumorsuppressor p53, mutiertes p53, virale Onkogene, Apoptose, transgene Maus-Tumormodelle)
- Biochemische Analyse von p53 (sequenz-spezifische DNA-Bindung, 3’-5’ Exonuklease-Aktivität; posttranslationale Modifikationen, MAR-DNA-Bindung von mutiertem p53)
- Virus-Wirt-Wechselwirkungen (DNA Tumorvirus Simian Virus 40 (SV40), zelluläre Parameter der lytischen und persistierenden Infektion, Kontrollmechanismen der viralen und zellulären DNA-Replikation)
Wissenschaftlicher Werdegang
Biologie-Diplom in Freiburg (1970); Dissertation in Konstanz bei Prof. Dr. H. Sund (1972); Postdoc bei Prof. Dr. G. Walter, San Diego (1973-76); Wiss. Mitarbeiter bei Prof. Dr. K. Weber, MPI f. Biophys. Chem., Göttingen (1976-1979); Habilitation in Ulm (1978); Prof. für Biochemie in der Med. Fakultät der Univ. Ulm (1979-88); Abteilungsleiter „Tumorvirologie" am HPI für Exp. Virologie und Immunologie an der Univ. Hamburg (seit 1987); Prof. in Hamburg seit 2000
Mitgliedschaft in wissenschaftlichen Organisationen
Deutsche Krebsgesellschaft (Vorsitzender der Sektion Virologie in der Arbeitsgemeinschaft Experimentelle Krebsforschung); Mitglied des wiss. Beirats der Deutschen Krebshilfe; Editorial Board Oncogene, Nucleic Acid Research
Preise und Auszeichnungen
Byk-Preis der Herbert-Quandt Stiftung (1973); Wissenschaftspreis der Stadt Ulm (1981); Merckle Forschungspreis (1984); Konjetzny Preis der Krebsgesellschaft Hamburg (1994); Deutscher Krebspreis Experimenteller Teil (1997)
Kooperationen
Fa. Merck KG, Darmstadt (Modulation der DNA-Bindung von p53); EVOTEC Biosys-tems AG, Hamburg (Reaktivierung von mutiertem p53); Beiersdorf AG, Hamburg (p53 als Indikator für UV-Strahlenschäden); Roche-Boehringer (Reaktivierung von zytoplasmatischem Wildtyp p53 in Tumo-ren); Schwerpunkt der Deutschen Krebshilfe (Apoptose-Defizienz von Tumoren und deren Modulation)
Forschung
Zentrales Thema der Abteilung Tumorvirologie am Heinrich Pette Institut für Experimentelle Virologie und Immunologie ist die Analyse molekularer Mechanismen der Tumorentstehung. Die Entstehung von Tumoren ist ein vielstufiger Prozess, der durch Mutationen in zwei Klassen von Genen getrieben wird: Onkogene müssen aktiviert, und Tumorsuppressorgene inaktiviert werden. Als Modellsystem zur Analyse der molekularen Funktionen von Onkogenen dient uns das DNA Tumorvirus Simian Virus 40 (SV40), das über die Expression virus-kodierter Tumorantigene normale Zellen zu Tumorzellen transformieren kann. Schwerpunkt unserer Untersuchungen zur Funktion von Tumorsuppressoren ist die molekulare Analyse des Tumorsuppressors p53. Dieser nimmt unter den bekannten Tumorsuppressoren eine herausragende Rolle ein, da er in ca. 50-60% aller menschlichen Tumoren genetisch verändert ist. Wir untersuchen, wie Wildtyp p53 als „Wächter des Genoms" Zellen vor genetischen Veränderungen schützt, die zur Entwicklung von Tumoren führen könnten [1] (s. Abb.). Von besonderem Interesse ist dabei die Aufklärung der biologischen Funktion der von uns entdeckten 3’-5’ Exonuklease-Aktivität von p53 [2], und die Frage der selektiven transkriptionellen Aktivierung von p53 Zielgenen [3]. Letztere Fragestellung wird auch im Rahmen von Industriekooperationen bearbeitet, da sie von hohem therapeutischen Interesse ist.
Mutationen im p53-Gen inaktivieren die Tumorsuppressorfunktionen von p53. Während andere Tumorsuppressorgene durch Trunkierungen oder Deletionen inaktiviert werden, sind ca. 90% der Mutationen im p53-Gen Punktmutationen, die zu Aminosäureaustauschen im mutierten p53 Protein (mutp53) führen. Die Selektion auf solche Mutationen während der Tumorentwicklung, sowie die starke Überexpression von mutp53 unterstützen die Hypothese, dass mutp53 nicht nur ein inaktivierter Tumorsuppressor ist, sondern onkogene Eigenschaften besitzt. Diese onkogenen Funktion(en) von mutp53 könnten bei der Tumorentstehung eine wichtige Rolle spielen und werden von uns auf molekularer Ebene charakterisiert [4,5]. Die Ausschaltung von onkogenem mutp53 durch Inhibition seiner onkogenen Aktivitäten könnte eine vielversprechende Möglichkeit zur Behandlung von Tumoren mit mutp53 darstellen.
p53 bildet mit dem „großen" SV40 Tumorantigen Komplexe, die eine wichtige Rolle in der SV40 induzierten Zelltransformation, sowie in den Virus-Wirt-Wechselwirkungen von SV40 während der lytischen und persistierenden Infektion spielen [6]. Über die Interaktion von p53 mit dem SV40 Tumorantigen sind die beiden Arbeitsgebiete der Abteilung eng miteinander verknüpft.
[1] N. Albrechtsen et al., Oncogene 1999, 18, 7706-7717.
[2] T. Mummenbrauer et al., Cell 1996, 85, 1089-1099.
[3] E. Kim et al., Oncogene 1999, 18, 7310-7318.
[4] W. Deppert, J. Cell. Biochem. 1996, 62, 172-180.
[5] K. Will et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 1998, 95, 13681-13686.
[6] F. Tiemann, J. Zerrahn, W. Deppert, J. Virol. 1995, 69, 6115- 6121.