Visualisierung, wie neue Antibiotika resistente Bakterien überwinden
Wann: Mi, 29.11.2023, 17:00 Uhr bis 18:00 Uhr
Wo: Universität Hamburg / Fachbereich Chemie, Martin-Luther-King-Platz 6, 20146 Hamburg, Hörsaal B
Antibiotika sind kleine Verbindungen, die das Wachstum von Bakterien hemmen oder sie sogar abtöten können. Daher werden Antibiotika in der Medizin zur Behandlung und Vorbeugung von bakteriellen Infektionen eingesetzt. Das Auftreten von Bakterien, die gegen Antibiotika resistent sind, stellt eine globale Bedrohung für die Gesundheit und die Gesellschaft dar, weil hierdurch unser derzeitiges Arsenal an Antibiotika wirkungslos wird. Schätzungen zufolge wird die Antibiotikaresistenz im Jahr 2050 Krebserkrankungen als Haupttodesursache überholen, wenn diese sich weiterhin so schnell entwickelt wie bisher. Daher müssen neue Antibiotika entwickelt werden, die gegen multiresistente Bakterien wirken.
Dieser Vortrag gibt einen kurzen Überblick über die Angriffspunkte von Antibiotika in der Bakterienzelle und die vielfältigen Möglichkeiten, wie Bakterien eine Resistenz gegen Antibiotika entwickeln können. Da die meisten klinisch eingesetzten Antibiotika auf die Protein-produzierende Maschinerie der Bakterienzelle abzielen, wird der Schwerpunkt des Vortrags darauf liegen, wie diese Antibiotikaklassen entwickelt werden, um multiresistente Bakterien zu überwinden. Insbesondere werden die jüngsten technologischen Fortschritte hervorgehoben, die es ermöglichen, die Wechselwirkung dieser Antibiotika mit ihrem bakteriellen Ziel zu visualisieren, und wie diese Informationen für die strukturbasierte Entwicklung von antimikrobiellen Wirkstoffen der nächsten Generation genutzt werden können.
Prof. Dr. Daniel N. Wilson, Institut für Biochemie und Molekularbiologie, Universität Hamburg
Öffentliche Vorlesung im Rahmen des Allgemeinen Vorlesungswesens
Neue Medikamente, neue Therapien: Einblicke aus der Biochemie
Im Rahmen der Ringvorlesung werden Vorträge über die neuesten Entwicklungen bei neuen Arzneimitteln und Therapien zur Bewältigung eines breiten Spektrums von Gesundheitsproblemen - von der Antibiotikaresistenz über Virusinfektionen bis hin zu genetischen Krankheiten - gehalten.
Die COVID-19-Pandemie hat gezeigt, dass neuartige Impfstoffe auf der Basis von Messenger-RNA (mRNA), wie sie von Pfizer-BioNTech und Moderna hergestellt werden, rasch entwickelt und zum erfolgreichen Schutz vor Corona-Virusinfektionen eingesetzt werden können. Dies hat zu einem großen Interesse an der Entwicklung anderer Impfstoffe auf RNA-Basis geführt, die nicht nur gegen Virusinfektionen, sondern auch zur Bekämpfung anderer Gesundheitsprobleme, einschließlich Krebs und einiger genetischer Erkrankungen, eingesetzt werden können.
Während das Hauptaugenmerk auf Virusinfektionen lag, hat die Häufigkeit multiresistenter Bakterien weiter zugenommen, und Prognosen gehen davon aus, dass die Zahl der Todesfälle durch antibiotikaresistente Bakterien bis 2050 höher sein wird als die Zahl der Krebserkrankungen. Antibiotikaresistente Bakterien machen unser derzeitiges Arsenal an klinisch relevanten Antibiotika obsolet, was die dringende Notwendigkeit der Erforschung und Entwicklung neuer antimikrobieller Wirkstoffe unterstreicht.
Der Schwerpunkt dieser Ringvorlesung liegt daher darauf, einen Überblick über verschiedene Entwicklungen zu geben, die zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen, Virusinfektionen und zur Behandlung vererbbaren und nicht vererbbaren Krankheiten eingesetzt werden. Ziel ist es, einen Einblick in die aktuellen Probleme und innovativen Lösungen zu geben, die derzeit in vielen Forschungslaboratorien und pharmazeutischen Unternehmen weltweit untersucht und entwickelt werden.
Koordination
Prof. Dr. Daniel Wilson / Prof. Dr. Zoya Ignatova, beide Fachbereich Chemie, Universität Hamburg