Einführung –Resistenzmechanismen gegen alte und neue Antibiotika – ein Thema mit Variationen
Wann: Mi, 08.11.2023, 17:00 Uhr bis 18:00 Uhr
Wo: Universität Hamburg / Fachbereich Chemie, Martin-Luther-King-Platz 6, 20146 Hamburg, Hörsaal B
Infektionskrankheiten nehmen eine Sonderstellung unter den Krankheiten ein: Sie sind übertragbar, lassen sich in einigen Fällen durch Impfung verhindern. Zur Behandlung werden Arzneistoffe, wie Antibiotika, eingesetzt, die gezielt auf Bakterien, nicht aber auf Patienten wirken.
Bakterien, wie auch Viren oder Parasiten, vermehren sich meistens sehr schnell und entkommen dadurch der Immunabwehr des Menschen und können diesen schädigen. Diese schnelle Vermehrung geht einher mit der Fähigkeit, schnell genetische Veränderung zu erwerben, was zu Resistenzentwicklung und dadurch zum Verlust der Antibiotikawirkung führt. Ein weiteres Problem von Antibiotikaresistenz ist deren stabile Vererbung und die mögliche Übertragung auf Bakterien anderer Patienten.
Für eine erfolgreiche Therapie von bakteriellen Infektionskrankheiten müssen daher Antibiotika immer wieder an resistente Bakterien angepasst werden, entweder durch Strukturveränderung oder Identifizierung neuartiger Wirkstoffe. Dennoch erfordert die hohe genetische Variabilität auch antibiotikaresistenter Bakterien nach kurzer Zeit eine weitere Anpassung der bereits veränderten Wirkstoffe. Hierfür ist eine detaillierte Kenntnis der molekularen Grundlagen von Resistenz unbedingt erforderlich.
Am Beispiel der rein chemisch synthetisierten Fluorchinolon-Antibiotika, gegen die zu Beginn ihres therapeutischen Einsatzes fast keine Resistenz vorlag, sollen die molekularen Grundlagen einer Resistenzentwicklung vorgestellt und im Vergleich zu anderen Antibiotikaklassen erklärt werden.
Prof. Dr. Peter Heisig, Institut für Biochemie und Molekularbiologie, Abteilung Pharmazeutische Biologie und Mikrobiologie, Universität Hamburg
Öffentliche Vorlesung im Rahmen des Allgemeinen Vorlesungswesens
Neue Medikamente, neue Therapien: Einblicke aus der Biochemie
Im Rahmen der Ringvorlesung werden Vorträge über die neuesten Entwicklungen bei neuen Arzneimitteln und Therapien zur Bewältigung eines breiten Spektrums von Gesundheitsproblemen - von der Antibiotikaresistenz über Virusinfektionen bis hin zu genetischen Krankheiten - gehalten.
Die COVID-19-Pandemie hat gezeigt, dass neuartige Impfstoffe auf der Basis von Messenger-RNA (mRNA), wie sie von Pfizer-BioNTech und Moderna hergestellt werden, rasch entwickelt und zum erfolgreichen Schutz vor Corona-Virusinfektionen eingesetzt werden können. Dies hat zu einem großen Interesse an der Entwicklung anderer Impfstoffe auf RNA-Basis geführt, die nicht nur gegen Virusinfektionen, sondern auch zur Bekämpfung anderer Gesundheitsprobleme, einschließlich Krebs und einiger genetischer Erkrankungen, eingesetzt werden können.
Während das Hauptaugenmerk auf Virusinfektionen lag, hat die Häufigkeit multiresistenter Bakterien weiter zugenommen, und Prognosen gehen davon aus, dass die Zahl der Todesfälle durch antibiotikaresistente Bakterien bis 2050 höher sein wird als die Zahl der Krebserkrankungen. Antibiotikaresistente Bakterien machen unser derzeitiges Arsenal an klinisch relevanten Antibiotika obsolet, was die dringende Notwendigkeit der Erforschung und Entwicklung neuer antimikrobieller Wirkstoffe unterstreicht.
Der Schwerpunkt dieser Ringvorlesung liegt daher darauf, einen Überblick über verschiedene Entwicklungen zu geben, die zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen, Virusinfektionen und zur Behandlung vererbbaren und nicht vererbbaren Krankheiten eingesetzt werden. Ziel ist es, einen Einblick in die aktuellen Probleme und innovativen Lösungen zu geben, die derzeit in vielen Forschungslaboratorien und pharmazeutischen Unternehmen weltweit untersucht und entwickelt werden.
Koordination
Prof. Dr. Daniel Wilson / Prof. Dr. Zoya Ignatova, beide Fachbereich Chemie, Universität Hamburg